Von:
Lesemaus089
30.05.2021
Wie fühlt es sich an, mit mehreren Generationen unter einem Dach zu leben? Funktioniert das? Ist das sinnvoll? Und macht es vielleicht sogar Spaß?
Lorenz Wagner, Autor des Süddeutsche Zeitung Magazins, probiert es aus. Er zieht mit Kind (Sophia) und Kegel (Franziska) zur Familie seiner Frau. Da ist die Großmutter Susanna (63 Jahre alt) und die Urgroßeltern Helga und Willi (seit 70 Jahren verheiratet). Es gibt zwei Hunde, Hühner im Gartenhaus und viel Natur und Platz. Eigentlich. Denn wenn plötzlich drei Personen einziehen, müssen sich eben alle arrangieren. Das funktioniert, ist aber nicht immer einfach.
Und so beschreibt Wagner das Leben zusammen mit vier Generationen, spricht von guten, schönen und schwierigen Tagen, von Erlebnissen in der Natur, Ruhe im Garten, Hilfsbereitschaft und Austausch. Ach ja, und von Arbeit. Er lernt den Altersforscher David A. Sinclair kennen. Er erforscht, wie viele andere Wissenschaftler auch, wie man den Alterungsprozess stoppen könnte. Also ein hohes Alter erreichen, ohne eine lange Zeitspanne von vielen Krankheiten geplagt zu sein. Spätestens als die Pillen und Pulver vor ihm stehen, muss sich Wagner fragen: Will ich das einnehmen?
Wie weit sollte der Mensch in den Lebenszyklus von Leben und Tod eindringen? Und ist Stammzellenforschung gut oder ethisch unakzeptabel? Wagner interviewt viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, um sich dem Thema zu nähern. Und er nimmt uns mit auf eine Reise durch die medizinische Forschung. Kann man dem Geheimnis des Alterns wirklich auf die Spur kommen und es umkehren?
„Ja, wir leben in einer Zeit des Umbruchs, in der Medizin, in der Gesellschaft, und um sie verantwortlich zu bewältigen, sollten wir drei Generationen zurück und drei Generationen nach vorne denken, ob wir über das Klima reden, über Gerechtigkeit, über Genetik oder Stammzellenforschung. Und das können wir nur, wenn sich die Generationen begegnen.“
Auf 376 Seiten geht es um gelebten Familienzusammenhalt und zugleich die Medizin. Wobei hier zwar viele Fachbegriffe fallen, aber alles nachvollziehbar ist. Für meinen Geschmack hätte es ein Tick weniger Medizin sein können. Andererseits ist es spannend zu lesen, woran die Forschung arbeitet und wie der aktuelle Stand ist. Eingebettet ist alles in den Tagesablauf, die Erinnerungen der betagten Mitbewohner und den Charme eines alten Mehrgenerationenhauses. In dem man sich jederzeit hilft, aber eben auch mal gründlich auf die Nerven geht. Und in diesem Haus wird die Frage beantwortet, wie man gesund und glücklich altern kann.