Von:
katikatharinenhof
29.05.2022
Susanne, Carola und Ella haben den schönsten Beruf der Welt, denn als Hebammen dürfen sie immer wieder den Weg ins Leben begleiten. Aber im Klinikalltag ist das Wunder der Geburt nur noch Routine und die Bedürfnisse der Schwangeren werden aus praktischen Gründen hinten an gestellt. Als sie ein leer stehendes Haus entdecken, reift die Idee , aus diesem ein Geburtshaus zu machen, in dem sich die werden Mütter wohl fühlen und mit ganz viel Liebe und Einfühlungsvermögen betreut werden. Bei all dem Glück hat Susanne schwer daran zu tragen, dass sie selbst als junge Frau ihre eigene Tochter in die Hände einer fremden Familie geben musste...
Marie Adams hat mit dem ersten Teil ihrer Hebammen-Reihe einen perfekten Start hingelegt, denn mit gefühlvollen Worten und ganz vielen Emotionen schildert sie das Leben und Wirken der drei Hebammen, die nicht nur den Schritt in die Selbständigkeit wagen, sondern auch echte Vorreiterinnen gewesen sind.
Die Idee, ein Geburtshaus einzurichten, stößt 1989 noch auf unglaublich viele Vorbehalte und Gegenwind, sodass es die drei Frauen nicht leicht haben, um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Doch wer einmal die Türen des Geburtshauses geöffnet hat, der fühlt sich sofort wohl und herzlich willkommen- eine heimelige, entspannte Atmosphäre, lichtdurchflutete Räume und der Duft nach Lavendel- und Orangen-Öl empfangen nicht nur die werdenden Mütter, sondern auch die Lesenden.
Es sind nicht nur die menschlichen Schicksale, Sorgen und Nöte, die hier von der Autorin in berührenden Worten und Szenen geschildert werden. Auch die politischen, musikalischen und weltlichen Ereignisse Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts halten Einzug. Bravo, Popcorn, Quench, Schoko-Flockina-Kuchen, Swatch, Aids und Mauerfall ...ein buntes Sammelsurium an Erinnerungen und Schlagzeilen, die plötzlich alle wieder präsent und ein Spiegelbild der Gesellschaft sind, das Marie Adams hier ihrer Leserschaft vorhält.
Der Roman lebt von einer authentisch geschilderten Handlung, die nicht nur die gesellschaftlichen Hürden und Stolpersteine auf dem Weg zum Geburtshaus zur Thematik hat. Auch die kleinen und großen Katastrophen des Alltags werden durch die Protagonist:innen sehr glaubhaft vermittelt und teilen mit den Leser:innen Freude und Hoffnung, Traurigkeit, Angst und Schmerz.
Gerade Susanne kann ihre innere Zerrissenheit sehr gut beschreiben und holt die Leser,innen mit ins Boot, um sie zu ihren Verbündeten zu machen. Auch gelingt es ihr, mit ihrer herzlichen Art ihre Liebe zum Beruf und die Sorge um die werdenden Mütter und ihre Neugeborenen nachzufühlen , sodass sich diese gerne in ihre erfahrenen Hände begeben, um gemeinsam mit ihr das Wunder der Geburt zu erleben.
Der Start in die neue Buchreihe ist eine wundervolle Zeitreise, die mit ganz vielen Emotionen und Erinnerungen verbunden ist und neugierig auf die beiden Folgebände macht.