Schaut, wie wir tanzen von Leïla Slimani

Eine junge Ärztin – und die Sehnsucht einer ganzen Generation nach einem neuen Leben.

Im Sommer 1968 kehrt Aïcha, Tochter von Mathilde und Armine Belhaj, nach vier Jahren Medizinstudium in Straßburg nach Marokko zurück. In Frankreich gehen die Studenten auf die Straße. Doch in ihrer Heimat trifft die angehende Ärztin auf eine erstarrte Welt. Die Farm von Aïchas Vater floriert zwar, die Familie allerdings ist zerrissen.
Wie soll Aïcha sich behaupten in einem Land, in dem bisher nur Männer Ärzte sind und das von einem autoritären König regiert wird?
Am Abend der Mondlandung begegnet sie in einer Strandbar bei Casablanca einem Wirtschaftsstudenten, den alle nur »Karl Marx« nennen. Er ist Teil einer intellektuellen Jugend, die das Land erneuern möchte. Kann Aïcha mit ihm ihren Traum von einem unabhängigen Leben verwirklichen? Wie viel Aufbruch ist möglich? Wie frei darf sie sein?

Die faszinierende Weiterführung des Bestsellers »Das Land der Anderen«

Hier in »Schaut, wie wir tanzen« lesen

PERSONENVERZEICHNIS
Mathilde Belhaj (geb. 1926) lernt Amine Belhaj 1944 kennen, als dessen Regiment in ihrem Dorf im Elsass stationiert ist. Die beiden heiraten 1945, und Mathilde folgt ihm bald darauf ins marokkanische Meknès. Drei Jahre lebt das Paar zusammen mit Amines Familie mitten in der Medina, im Berrima-Viertel, ehe sie auf eine Farm ziehen, wo Mathilde zwei Kinder bekommt, Aïcha und Selim. Während ihr Mann hart arbeitet, um die Farm zu einem blühenden landwirtschaftlichen Betrieb zu machen, eröffnet sie eine ambulante Krankenstation, in der sie die Bauern der Umgebung behandelt. Sie lernt Arabisch und den Berber-Dialekt der Gegend. Trotz aller Schwierigkeiten und obwohl ihr manche, vor allem die Stellung der Frau betreffende Traditionen zutiefst widerstreben, beginnt sie in diesem Land heimisch zu werden.
Amine Belhaj (geb. 1917), ältester Sohn von Kadour Beljah, einem Übersetzer der Kolonialarmee, und dessen Frau Mouilala, wird nach dem Tod seines Vaters 1939 zum Familienoberhaupt. Er erbt Land, beschließt jedoch zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, sich bei einem Spahi-Regiment zu verpflichten. Zusammen mit seinem Adjutanten Mourad 7 gerät er in deutsche Kriegsgefangenschaft, aus der er fliehen kann. 1944 lernt er Mathilde kennen, die er 1945 im Elsass kirchlich heiratet. In den Fünfzigerjahren, während Marokko von Unruhen geschüttelt wird, kämpft er hartnäckig für seinen Traum, aus der Farm einen prosperierenden Agrarbetrieb zu machen. Er begeistert sich für moderne Anbaumethoden und züchtet neue Oliven- und Zitrussorten. Nach Jahren voller Enttäuschungen erlaubt ihm die Geschäftspartnerschaft mit dem ungarischen Arzt Dragan Palosi endlich, Gewinne zu erzielen. (…)

ERSTER TEIL

Mathilde stand am Fenster und sah hinaus in den Garten. Ihren üppigen und wilden, fast schon unanständigen Garten. Ihre Rache an der Kargheit, zu der ihr Mann sie bei allem zwang. Der Tag war gerade erst angebrochen, und die Sonne stahl sich schüchtern durchs Blattwerk. Ein Jacaranda, dessen violette Blüten noch nicht aufgegangen waren. Die alte Trauerweide und die beiden Avocadobäume, deren Äste sich unter den Früchten bogen, die niemand aß und die im Gras verrotteten. Nie war der Garten so schön wie zu dieser Zeit im Jahr. Es war Anfang April 1968, und Mathilde dachte, dass Amine den Termin nicht zufällig gewählt hatte. Die Rosen, die sie aus Marrakesch hatte kommen lassen, waren erblüht, und über dem Garten hing ein frischer, lieblicher Duft. Zu Füßen der Bäume waren zwischen dicken Lavendel- und Rosmarinbüschen Teppiche aus Lilien und Dahlien ausgebreitet. Mathilde sagte, dass hier einfach alles wuchs. Für Blumen war dies ein gesegneter Boden.
Der Gesang der Stare drang bereits zu ihr, und sie entdeckte zwei Amseln, die durchs Gras hüpften und mit ihren orangefarbenen Schnäbeln in der Erde pickten. Eine von ihnen hatte weiße Federn auf dem Kopf, und Mathilde 15 fragte sich, ob die anderen Amseln sie deswegen verspotteten oder ob dies, ganz im Gegenteil, den Vogel zu einem besonderen Tier machte, das von seinen Artgenossen verehrt wurde. Wer weiß schon, wie die Amseln leben?, dachte Mathilde.
Sie hörte Motorenlärm und die Stimmen der Arbeiter. Auf dem Weg zum Garten tauchte ein riesiges gelbes Monstrum auf. Zuerst sah sie den Arm aus Metall und am Ende dieses Arms eine gewaltige mechanische Schaufel. Die Maschine war so breit, dass sie kaum zwischen den Reihen von Olivenbäumen hindurchpasste, und die Arbeiter riefen dem Fahrer des Baggers, der links und rechts Zweige abriss, Anweisungen zu. Endlich hielt das Gerät, und es wurde wieder still.
Dieser Garten war ihre Höhle gewesen, ihre Zuflucht, ihr Stolz. Hier hatte sie mit ihren Kindern gespielt. Sie hatten unter der Trauerweide Mittagsschlaf gehalten und im Schatten des Kautschukbaums gepicknickt. Sie hatte ihnen gezeigt, wie man die Tiere aufspürte, die sich in Bäumen und Sträuchern verbargen. Die Eulen und Fledermäuse und Chamäleons, die sie in Schachteln steckten und manchmal unter ihren Betten sterben ließen. Und als die Kinder größer waren und nicht mehr mit ihr spielen und schmusen wollten, war sie hergekommen, um ihre Einsamkeit zu vergessen. Sie hatte gepflanzt, geschnitten, gesät, umgesetzt. Sie hatte gelernt, zu jeder Tageszeit die Stimmen der Vögel zu erkennen. Wie konnte sie jetzt Chaos und Verwüstung herbeisehnen? Die Vernichtung all dessen wünschen, was sie geliebt hatte?
(…)
Zuerst hatte er Nein gesagt. Nein, weil sie nicht die Mittel dafür hatten. Weil Wasser ein rares und kostbares Gut war, das man nicht zum Vergnügen benutzen durfte. Er hatte Nein gebrüllt, weil er die Vorstellung, den bitterarmen Bauern ein derart anstößiges Spektakel zu bieten, entsetzlich fand. Was würde man über die Erziehung denken, die er seinem Sohn angedeihen ließ, über den Umgang mit seiner Frau, wenn man sie halb nackt in einem Swimmingpool baden sähe? Er wäre nicht besser als die früheren Kolonisten oder diese dekadenten Bourgeois, von denen es im Land nur so wimmelte und die ungeniert ihren glänzenden Erfolg zur Schau stellten.
Doch Mathilde gab nicht auf. Sie wischte seine Einwände vom Tisch. Jahr für Jahr versuchte sie es wieder. Jeden Sommer, wenn der Chergui blies und die erdrückende Hitze an ihren Nerven zerrte, brachte sie erneut die Idee dieses Pools aufs Tapet, die ihrem Gatten so zuwider war. Sie dachte, er, der Nichtschwimmer, der sich vor dem Wasser fürchtete, könne sie nicht verstehen. Sie versuchte es sanft, gurrend, sie bettelte. Es war keine Schande zu zeigen, was sie erreicht hatten. Sie taten nichts Böses, es war ihr gutes Recht, das Leben zu genießen, nachdem sie ihre besten Jahre dem Krieg und dann dem Aufbau der Farm geopfert hatten. Mathilde wollte dieses Schwimmbad, sie wollte es zum Ausgleich für ihre verlorene Jugend. Sie hatten die vierzig hinter sich gelassen und mussten niemandem mehr etwas beweisen. Alle Landwirte der Umgebung, zumindest die, die ein modernes Leben führten, hatten einen Pool. Sollte sie sich lieber im öffentlichen Schwimmbad allen präsentieren?
Sie schmeichelte ihm. Sie lobte seine Erfolge bei der Erforschung neuer Olivensorten und beim Export von Zitrusfrüchten. Sie dachte, sie könnte ihn erweichen, indem sie so vor ihm stand, mit heißen, roten Wangen, schweißnassen Haaren, die ihr an den Schläfen klebten, Krampfadern an den Waden. Sie erinnerte ihn daran, dass sie alles, was sie verdient hatten, ihrer Arbeit, ihrer Beharrlichkeit verdankten. Und er verbesserte sie: »Ich bin es, der hier gearbeitet hat. Ich entscheide, wie wir das Geld verwenden.«
Als er dies sagte, weinte Mathilde nicht und wurde nicht wütend. Sie lächelte in sich hinein und dachte an alles, was sie für ihn getan hatte, für die Farm, für die Arbeiter, die sie in ihrer Ambulanz behandelte. An die Zeit, die sie damit verbracht hatte, ihre Kinder großzuziehen, sie zur Tanz- und zur Musikstunde zu fahren, mit ihnen Hausaufgaben zu machen. Seit ein paar Jahren hatte Amine ihr die Buchhaltung der Farm anvertraut. Sie schrieb die Rechnungen, bezahlte Löhne und Lieferanten. Und manchmal, ja, manchmal kam es vor, dass sie die Bilanz fälschte. Sie änderte eine Zeile, erfand einen zusätzlichen Arbeiter oder eine Bestellung, die es nie gegeben hatte. Und in einer Schublade, zu der nur sie den Schlüssel besaß, versteckte sie Bündel von Banknoten, die sie mit beigefarbenen Gummiringen zusammenrollte. Das machte sie schon so lange, dass sie sich nicht mehr dafür schämte und nicht mal mehr Angst hatte, bei dem Gedanken, sie könnte erwischt werden. Die Summe wuchs, und sie fand, das sei ihr wohlverdienter Anteil, eine Gebühr, die sie zur Entschädigung für ihre Demütigungen erhob. Und um sich zu rächen.
(…)
Als das Schwimmbad fertig war, organisierte Mathilde ein Fest für ihre neuen Freunde vom Rotary Club. Eine Woche lang bereitete sie ihre »Garden-Party«, wie sie es nannte, vor. Sie engagierte Kellner und mietete bei einem Delikatessengeschäft in Meknès silberne Platten, LimogesGeschirr und Champagnerkelche. Sie ließ im Garten Tische aufstellen und verteilte darauf kleine Vasen mit Feldblumensträußen. Mohn, Ringelblumen, Hahnenfuß, die sie am Morgen von den Arbeitern schneiden ließ. Die Gäste machten ihr Komplimente. Die Frauen betonten, sie fänden das »entzückend, einfach entzückend«. Und die Männer klopften Amine auf die Schulter, während sie den Pool bewunderten. »Sieht aus, als hättest du’s geschafft, Belhaj.« Das Mechoui wurde mit Applaus begrüßt, und Mathilde bestand darauf, dass die Gäste mit den Händen aßen. Alle stürzten sich auf das Lamm, hoben die gegrillte Haut an und gruben ihre Finger ins Fleisch, um zarte, fette Stücke abzureißen, die sie in Salz und Cumin tunkten.
Das Festessen dauerte bis weit in den Nachmittag. Der Alkohol, die Hitze, das sanfte Plätschern des Wassers entspannten alle. Dragan nickte gemächlich mit dem Kopf, die Augen halb geschlossen. Dicht über der Wasseroberfläche flirrte ein Schwarm roter Libellen.
»Dieses Haus ist ein wahres Paradies«, begeisterte sich Michel Cournaud. »Aber pass bloß auf, mein Lieber, dass der König nicht hier vorbeikommt. Wisst ihr, was man mir erzählt hat?«
Cournauds Bauch war so dick wie der einer Schwangeren, und er setzte sich immer breitbeinig hin und legte die Hände auf seinen Wanst. Er hatte ein rotes, aufgedunsenes, sehr ausdrucksvolles Gesicht. Seine kleinen grünen Augen hatten sich etwas Kindliches bewahrt, eine Verschmitztheit und eine Neugier, die irgendwie rührend waren. Unter dem orangefarbenen Sonnenschirm, den Mathilde hatte aufspannen lassen, wirkte seine Haut noch röter, und Amine, der ihn jetzt musterte, schien es, als müsste sein neuer Freund jeden Moment platzen. Er arbeitete für die Handelskammer und hatte Verbindungen in Wirtschaftskreise. Er pendelte zwischen Meknès und der Hauptstadt, und im Rotary Club schätzte man ihn für seinen Humor, aber vor allem für sein Talent, Geschichten über den Hof und die Intrigen, die dort gesponnen wurden, zu erzählen. Er verteilte Tratsch wie Süßigkeiten an hungrige Kinder. In Meknès passierte nichts oder zumindest kaum etwas Interessantes. Die feine Gesellschaft fühlte sich von der Welt abgeschnitten, beschränkt auf ein langweiliges Dasein in der Provinz. Sie hatten keine Ahnung, was sich wirklich in den großen Küstenstädten zusammenbraute, in denen die Zukunft des Landes entschieden wurde. Die Meknèser mussten sich mit offiziellen Meldungen und Gerüchten über Verschwörungen, Aufstände, das Verschwinden Mehdi Ben Barkas in Paris oder anderer Oppositioneller, deren Namen nie laut ausgesprochen wurden, begnügen. Den meisten von ihnen war nicht mal bewusst, dass das Land sich seit drei Jahren im Ausnahmezustand befand, dass das Parlament aufgelöst, die Verfassung vorübergehend außer Kraft gesetzt worden war. Natürlich war allseits bekannt, dass der Beginn der Regentschaft Hassans II. nicht ganz reibungslos verlaufen war und der König sich einer immer radikaleren Opposition gegenübersah. Doch wer konnte schon von sich behaupten, die ganze Wahrheit zu kennen? Das Herz der Macht war ein ferner, undurchdringlicher Ort, furchteinflößend und faszinierend zugleich. Die weiblichen Zuhörer liebten vor allem die Geschichten über den Harem, in dem der König an die dreißig Frauen haben sollte. Sie stellten sich vor, dass hinter den Mauern des Mechouar Feste gefeiert wurden, wie man sie aus den Historienschinken Hollywoods kannte, und dass Champagner und Whisky bei den Nachkommen des Propheten in Strömen flossen. Genau solche Geschichten servierte Cournaud ihnen.
Er versuchte, näher an den Tisch heranzurücken, und senkte seine Stimme verschwörerisch. Die Gäste spitzten die Ohren, außer Dragan, der eingeschlafen war und dessen Lippen sacht vibrierten. »Stellt euch vor, der König ist vor ein paar Wochen an einem schönen Landgut vorbeigefahren. Im Gharb, glaube ich, also, ich weiß nicht mehr genau. Jedenfalls hat es ihm sehr gefallen. Er bat darum, die Farm besichtigen zu dürfen, und wollte den Besitzer kennenlernen. Und hopp, ehe der sich’s versah, hatte der König ihm die Ländereien für eine von ihm selbst festgesetzte Summe abgekauft. Der Arme konnte nichts dagegen sagen.«
Im Gegensatz zu den anderen Gästen lachte Amine nicht. Er mochte es nicht, wenn die Leute Tratsch verbreiteten und schlecht über den Monarchen redeten, der seit seiner Thronbesteigung im Jahr 1961 die Entwicklung des Agrarsektors zur obersten Priorität des Landes gemacht hatte.
»Das ist doch nur Gerede«, sagte er. »Böswillige Gerüchte, von irgendwelchen Neidern frei erfunden. In Wahrheit hat dieser König als Einziger verstanden, dass man Marokko in ein zweites Kalifornien verwandeln kann. Anstatt Lügen zu erzählen, sollte man sich lieber über die Staudammpolitik freuen, über das Bewässerungsprogramm, das allen Bauern ermöglichen wird, von ihrer Arbeit zu leben.«
»Du machst dir Illusionen«, unterbrach Michel ihn. »Soweit ich weiß, ist dieser junge König vor allem mit den nächtelangen Festen beschäftigt, die er in seinem Palast ausrichtet, und mit Golfspielen. Ich möchte dich nicht enttäuschen, mein Lieber, aber sein Interesse an den Fellachen ist nur Augenwischerei. Ein billiger politischer Schachzug, um sich die Gunst der Hinterwäldler zu sichern. Ansonsten hätte er schon eine echte Agrarreform in Angriff genommen und an die Millionen besitzloser Bauern Land verteilt. In Rabat weiß man ganz genau, dass es niemals genug Äcker für alle geben wird.«
»Was glaubst du denn?«, brauste Amine auf. »Dass die Machthaber auf einen Schlag allen Grund und Boden der Kolonisten verstaatlichen und das Land ruinieren? Wenn du etwas von meiner Arbeit verstündest, dann wüsstest du, dass der Palast gut daran tut, diese Dinge nach und nach anzugehen. Was wissen sie schon davon in Rabat? Unser landwirtschaftliches Potenzial ist immens. Die Getreideproduktion wächst unaufhörlich. Ich selbst exportiere doppelt so viele Zitrusfrüchte wie vor zehn Jahren.«
»Dann solltest du lieber aufpassen. Vielleicht kommen sie bald und nehmen dir dein Land weg, um es an die Fellachen zu verteilen, die keines haben.«
»Es stört mich nicht, wenn die Armen mehr bekommen. Aber nicht auf Kosten derer, die, wie ich, durch jahrelange harte Arbeit einen funktionierenden Betrieb aufgebaut haben. Der König weiß das. Die Bauern sind und bleiben die treusten Anhänger der Krone.«
»Ach ja! Dein Wort in Gottes Ohr, wie man so schön sagt«, fuhr Michel fort. »Aber wenn du mich fragst, dann interessiert sich dieser König nur für seine Machenschaften. Die Wirtschaft überlässt er den Großbürgern, die sich dank seiner bereichern und überall verbreiten, dass in Marokko allein der König zählt.«
Amine räusperte sich. Er betrachtete einen Moment das gerötete Gesicht seines Tischnachbarn, die haarigen Hände, und bekam Lust, ihm den Kragen zuzuknöpfen und mitanzusehen, wie er erstickte.
»Du solltest besser Acht geben, was du sagst. Für solche Reden könnte man dich ausweisen lassen.«
Michel streckte die Beine von sich. Es sah aus, als müsse er jeden Moment von seinem Stuhl rutschen und auf dem Boden aufklatschen. Ein starres Lächeln klebte ihm im Gesicht.
»Ich wollte dich nicht beleidigen«, entschuldigte er sich.
»Du hast mich nicht beleidigt. Ich sage das nur deinetwegen. Du betonst immer, dass du dieses Land kennst und hier zu Hause bist. Also müsstest du wissen, dass man hier nicht alles sagen kann.«

Auch als Hörbuch:

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Leïla Slimani
© Editions Gallimard

Über die Prix Goncourt Preisträgerin Leïla Slimani

Die französisch-marokkanische Autorin Leïla Slimani gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen Frankreichs. Slimani, 1981 in Rabat geboren, wuchs in Marokko auf und studierte an der Pariser Eliteuniversität Sciences Po. Ihre Bücher sind internationale Bestseller. Für den Roman »Dann schlaf auch du« wurde ihr der renommierte Prix Goncourt zuerkannt. »All das zu verlieren«, ebenfalls preisgekrönt, erscheint in 25 Ländern. In den Essaybänden »Sex und Lügen« und »Warum so viel Hass?« widmet Leïla Slimani sich dem Islam und dem Feminismus sowie dem zunehmenden Fanatismus. Sie lebt mit ihrer Familie in Paris.

Übersetzt wurde "Schaut, wie wir tanzen" von Amelie Thoma.

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