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Rezension zu
Normale Menschen

Zu hohe Erwartungen

Von: lesestress
12.09.2020

„Wenn sie bei Connell anders war, fand dieses Anderssein nicht in ihr, in ihrem Personsein statt, sondern in der Dynamik zwischen ihnen.“ Es ist eine Geschichte, so alt, wie die Zeit: Mädchen trifft Junge und trotz aller Unterschiede verlieben sie sich ineinander. Wenn sie das nun vor sich selbst und ihren Freund*innen zugeben könnten, wäre der Plot an dieser Stelle beendet. Das können Marianne und Connell aber nicht: sie sind noch zu jung, gehen gemeinsam zur Schule, aber verkehren dennoch in unterschiedlichen Welten ihrer westirischen Kleinstadt. Er ist dort ein beliebter Sportler aus verarmten Verhältnissen, sie ist die „seltsame Außenseiterin“ der Oberschicht. Hier beginnt ihr Versteckspiel, das sich über die nächsten Monate und Jahre zu einer wahren On/Off-Beziehung entwickelt und dessen Dynamik sich im Laufe der Geschichte zwar verschiebt, es ihnen aber nicht erlaubt, sich auf Augenhöhe zu begegnen. Sally Rooney hat mit „Normale Menschen“ einen Roman geschrieben, in dem alles offen und unverbindlich bleibt: das Aussehen der Charaktere ebenso, wie die Handlung selbst. Wenig verwundert es also, dass neben dem immer wiederkehrenden Hin und Her der Teenager, auch aktuelle Themen wie Mobbing, häusliche Gewalt und Depression angeschnitten, aber nicht eingehender behandelt werden. Sie bleiben die Randnotiz eines Konzeptes der kunstvollen Verschwommenheit über Menschen und ihre Beziehungen, welche episodenhaft und drehbuchartig anmuten und den Erzählton nüchtern, sachlich und distanziert wirken lassen. Die sich in den Kapiteln abwechselnden Perspektiven von beiden machen den Roman jedoch interessant und geben Leser*innen intrinsische Einblicke über ihre Gefühle. Das hat mich angetrieben, ich wollte erfahren, wie es weitergeht. Vor allem aber leitete mich die Fragwürdigkeit der titelgebenden Normalität: was ist normal und warum ist ausgerechnet das die Frage einer Generation? Eine Antwort bleibt Rooney schuldig und lässt mich ernüchtert zurück: meine Erwartungen an „das literarische Phänomen des Jahrzehnts“, waren vermutlich zu hoch und konnten gar nicht erfüllt werden. Ich verbleibe mit versöhnlichen 3/5 Sternen und dem Versprechen, Rooney zu einem späteren Zeitpunkt eine weitere Chance zu geben.

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