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Rezension zu
Über Menschen

Grandios!

Von: Frederike
31.03.2021

"Glaubst du, dass man sich ändern kann?", fragt Dora. "Man kann sterben", erwidert Gote. "Das meine ich nicht." "Ist aber ne ziemliche Veränderung." (S. 372) Dora hat genug; genug von Berlin, von der Enge und der Hektik, genug von ihrem Freund Robert, der sich immer mehr verändert. Da kommt es gerade recht, dass sie im vergangenen Jahr, bevor die Pandemie ausbrach und das Leben noch so war, wie man es gewohnt war, ein altes Gutshaus in Bracken, einem kleinen Dorf irgendwo in Brandenburg, gekauft hat. Kurzerhand packt sie ihr Hab und Gut und ihren Hund und zieht aufs Land. Doch ganz so idyllisch, wie sie sich das vorgestellt hatte, ist es hier wahrlich nicht und der Neuanfang gestaltet sich sehr holprig. Ihr Grundstück gleicht einer Wildnis, der nächste Supermarkt befindet sich eine Stunde entfernt und ihr Nachbar, dessen Grundstück hinter einer hohen Mauer verborgen liegt, ist der „Dorf-Nazi“. Langsam muss sie sich über ihr neues Leben in Bracken, ihren Gedanken und Vorurteilen gegenüber dem Land und seinen Leuten klar werden, ihr Leben neu ordnen und erfahren, nicht allen vorgefertigten Meinungen Glauben zu schenken. Und lernt, hinter die Fassade von Menschen zu blicken, einen zweiten Blick und eine zweite Meinung zu wagen. In ihrem neuen Roman „Über Menschen“ zeichnet Juli Zeh ein eindrückliches Bild unserer gegenwärtigen Gesellschaft, die mit sich selbst hadert, mit ihren Schwächen und Ängsten, vor allem aber aktivistischer denn je motiviert ist. Doch sie beleuchtet auch die Stärken, Menschlichkeit und Verletzlichkeit zuzulassen, sich Fehler einzugestehen und sich Hilfe zu suchen, wenn man alleine nicht mehr weiterkommt. Die Protagonistin Dora macht dem Klischee einer Städterin alle Ehre; völlig überfordert und unvorbereitet flüchtete sie kurz vor Beginn des ersten Lockdowns zu Beginn des Jahres mit ihrem wenigen Hab und Gut und notdürftigen Einkäufen mitten ins Nirgendwo, nämlich nach Bracken. Hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht, und – wenn man den Hetzen ihres Vaters Jo, einem angesehenen Neurochirurgen, Glauben schenken mag – auch der nächste Nazi lässt nicht lange auf sich warten, wohnt er tatsächlich im Nachbarhaus.

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