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Rezension zu
Das Land der Anderen

Ein Lesevergnügen

Von: Ülle
03.07.2021

Leïla Slimani hat einen Roman über ihre eigenen Wurzeln geschrieben, der wohl der erste Teil einer Familientrilogie ist. «Das Land der Anderen», so heisst der Roman, spielt in Marokko vom Ende des 2. Weltkrieges bis in die 50ger Jahre. Die Protagonistin Mathilde ist eine junge Französin, die sich in den Marokkaner Amine, der als Soldat in der französischen Armee kämpft, verliebt. Nach dem Kriegsende und der Heirat zieht das junge Paar nach Marokko auf eine abgelegene Farm. Statt in einer Stadt am Rhein mit Theater, Musik, Tanz lebt Mathilde nun im Land der Anderen und muss alleine mit allem – Haushalt, Kindern und anderen Lebensweisen – zurecht kommen. Aïcha, die Tochter des jungen Paares, fühlt sich genauso fremd in der Gesellschaft, in der sie aufwächst. Sie geht in eine französische Schule, ist da die beste Schülerin, wird aber wegen ihrer Herkunft gemobbt. Sie ist wie der «komische Zitrangenbaum» in ihrem Garten, bei dem ihr Vater einen Zitronenzweig auf eine Orange aufgepfropft hat. Sogar Amine selbst, der gebürtige Marokkaner, muss zugeben, dass der Krieg in Europa ihn verändert und der Fortschritt sein Gutes hat. Er fühlt sich den anderen überlegen, hat sich aus der Masse befreit. Mathildes Schwiegermutter Mouilala hat ihr ganzes Leben in den eigenen vier Wänden verbracht. Das Leben hinter Hausmauern ist ihr völlig fremd, das ist für sie auch wie das Land der Anderen. Man findet im Roman noch mehr Personen, die geflüchtet sind oder in der Fremde leben. Die Thematik «das Land der Anderen» ist allen nicht fremd. Slimani verbindet im Roman geschickt das Persönliche mit dem marokkanischen Unabhängigkeitkampf. So finden Herabsetzung, Hass, Neid eine viel breitere Bühne als nur bei Einzelpersonen. Mir gefällt sehr Slimanis Art die Geschehenisse zu schildern. Nüchtern und sachlich beschreibt sie Personen und Situationen, trotzdem entstehen beim Lesen nuancenreiche Bilder in meinem Kopf. Slimanis Roman ist eine Liebesgeschichte, eine Familiensaga, ein historischer Roman über die Kolonialzeit und den Freiheitkampf in Marokko. Gleichzeitig werden auch Themen wie die Rolle der Frau in der Gesellschaft, der Kampf zwischen verschiedenen Kulturen, die Rassenprobleme behandelt. Das Roman gibt viel Stoff zum Nachdenken, auch lange nachdem man die letzte Zeile durchgelesen hat.

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