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Rezensionen zu
Die Fliedertochter

Teresa Simon

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Hat mir sehr gefallen, obwohl "Flieder-Frühling-Wien" vielleicht ein bissle arg viel Klischée ist? Aber ich war selbst anno 1994 für drei Monate in Wien, genau zu der Zeit, von April bis Juni. Wie der Klappentext schon sagt, spielt das Buch auf zwei Zeitebenen, einmal im Wien der Nazizeit und einmal in dem der Neuzeit. Die beiden Zeitebenen sind auch im Hörbuch deutlich getrennt, ich wusste immer, wo ich mich gerade zeitlich befinde, das kann bei Hörbüchern ja schon mal schwierig sein. Das Geschehen der Nazizeit erfährt man zum größten Teil aus Luzies Tagebuch, das Paulina vor Ort liest. Ich wusste zwar schon, dass die Österreicher nicht alle gleich Hurra und Heil geschrien haben, als die Nazis das wollten, aber wie kontrovers das tatsächlich war, war mir nicht bewusst. Da kann ich auch viel besser nachvollziehen, dass auch die Volksabstimmung zum EU-Beitritt Österreichs, die gerade lief, als ich da war, von vielen mit sehr gemischten Gefühlen betrachtet wurde. Es ist natürlich toll, dass ich an vielen Plätzen, die im Buch beschrieben werden, persönlich war und sogar zur gleichen Jahreszeit. Falls Du demnächst einen Besuch in Wien planst, würde sich das Buch sehr gut als "Reiseführer" eignen!

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Ein schöner Schmöker für zwischendurch

Von: Katrin aus Rheinfelden

17.04.2019

Als ich das neue Buch von Theresa Simon sah, konnte ich einfach nicht daran vorbeigehen. Zwar konnte mich das letzte Buch nicht überzeugen, aber die beiden ersten Romane haben mir sehr gut gefallen. Es verbindet drei Aspekte für einen Wohlfühlroman, der genau das Richtige für zwischendurch ist: 1. Eine Handlung auf zwei Zeitebenen Wie auch schon in ihren vorherigen Romanen spielt die Fliedertochter auf zwei Zeitebenen, zum einem in der Gegenwart, wo sich Pauline auf die Suche nach einem Familienerbstück ihrer Freundin Antonia macht. Und wir reisen in das Jahr 1936 , wo sich in Berlin die Sängerin Luzie Kühn Hoffnung auf eine große Kariere als Sängern macht. Da sie aber Jüdin ist, reist sie nach Wen und findet dort unter Verschleierung ihrer jüdischen Identität Unterschlupf. Natürlich spielen auch Männer und die Liebe in beiden Geschichten eine große Rolle. 2. Geschichtliche Hintergründe. Die historische Handlung spielt von 1936 – 1942 und handelt davon, wie die Nazis nach und nach Wien eingenommen haben und es auch den Juden immer schwieriger gemacht wurde. Man erhält einen guten Überblick über die Entwicklungen in dieser Zeit und ich konnte den ein oder anderen Aspekt lernen. 3. Es spielt in Wien Okay, ich bin vielleicht ein wenig voreingenommen, aber ich finde es toll, wie die Stadt heute und in der Vergangenheit gezeigt wird und man erhält auch noch den oder anderen (neuen) Tipp. Und last but not least, sogar die österreichische Band Wanda kommt in dem Buch vor, also was will man mehr? Mir hat das Buch wirklich gut gefallen und es ist ein schöner Schmöker für zwischendurch.

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Inhalt: Berlin 1936. Luzie Kühn ist Halbjüdin und wächst nach dem Tod ihrer Eltern bei ihren liebevollen jüdischen Großeltern auf. Um in Nazi-Deutschland nicht als Halbjüdin enttarnt zu werden, flüchtet Luzie zu Verwandten nach Österreich. Sie träumt von einer Karriere als Sängerin. Doch schon bald ändert sich in Österreich die politische Lage und auch in Wien ist Luzie nicht mehr vor den Nazis sicher. Berlin 2018. Paulina Wilke wird von ihrer großmütterlichen Freundin Antonia gebeten, für sie ein Erbstück aus Wien abzuholen. Dieses Erbstück entpuppt sich als das Tagebuch von Luzie Kühn und bald wird Paulina von den Einträgen so sehr in den Bann gezogen, dass sie sich Luzie sehr nah fühlt. Meine Meinung: Zu diesem Buch gibt es fast nur positive Rezensionen, aber ich habe tatsächlich über hundert Seiten gebraucht, mich mit der Geschichte, dem Erzählstil und auch den Protagonisten anzufreunden. Doch ganz allmählich zog mich dann doch die dramatische und spannende Geschichte in der Vergangenheit völlig in ihren Bann. Die Situation in Österreich und Luzies Erlebnisse sind erschreckend und beklemmend. Es ist Teresa Simon gut gelungen, historische Ereignisse und Informationen in die Geschichte einfließen zu lassen. Luzie führt in Wien ein für die Zeit ziemlich unkonventionelles Leben, fällt dadurch auf und macht sich angreifbar. Doch zum Glück gibt es auch tolle Menschen, die fest zu ihr halten, obwohl sie so selbst in Gefahr geraten könnten. Die Geschichte in der Gegenwart fand ich dagegen schwächer und teilweise zu konstruiert. Nicht alle Charaktere haben mir von Anfang an gefallen, vor allem Moritz und Belá mochte ich nicht. Auch Luzie war mir zuerst nicht besonders sympathisch, aber je mehr sie erlebte, desto lieber mochte ich sie und konnte mitfühlen. Luzies Großeltern, den katholischen Priester, Marie und Peter fand ich sofort sympathisch. Fazit: Eine Geschichte, die nach einiger Zeit rasant an Fahrt zunimmt und unter die Haut geht. Teresa Simon schildert in unterhaltsamer Romanform erschreckende und erschütternde Kriegsgeschehnisse sehr glaubhaft

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Berlin 2018 – Paulina wird von ihrer Nenn-Oma Toni nach Wien geschickt, um ein Erbe anzutreten. Berlin 1936 – Sängerin und Tänzerin Luzie träumt von einer Karriere als Schauspielerin und schlägt sich auf der Bühne als Tingel-Tänzerin durch. Die Jüdin flüchtet wegen des steigenden Einflusses der Nazis nach Wien zum nicht-jüdischen Teil ihrer Familie und es gelingt dort, ihre Herkunft zu verschleiern. Nach dem Tod ihrer jüdischen Mutter in Berlin wurde sie von ihrer in Wien lebenden christlichen Tante väterlicherseits schon vor vielen Jahren adoptiert. Sie kommt als Jugendsünde der Tante, die ab dem Moment offiziell ihre Mutter ist, nach Wien und wird Teil der Familie, zu der auch Sohn Peter gehört. Wien 1936 und 2018 – Du begleitest beim Lesen Luzie auf ihrem Weg durch die Nazizeit in Wien bis zum Winter 1943/44. Es ist die Welt des Theaters, aber auch die der verschlungenen Liebe zu zwei Männern und der Gefahr durch Verfolgung. Das Erbstück, das Pauline in Wien abholen soll, ist das Tagebuch von Luzie, was sie verschlingt. Überreicht wird das Tagebuch von Lena, Peters Tochter. Pauline verbringt einige Tage bei der Familie, die einen Sohn, Moritz, in wiederum ihrem Alter hat. Zusammen mit dem Künstler Moritz und seinem Freund Tamás erkundet sie die Spuren Luzies in Wien. Doch was hat ihre Nenn-Oma mit der Geschichte zu tun? Lies selbst! Das Buch hat 496 Seiten. Die ersten 100 habe ich in einem Rutsch verschlungen, die nächsten 150 auch, dann zog es sich ein wenig und am Ende wurde es mir ein bisschen zu kitschig. Dennoch habe ich es gerne gelesen. Es bringt einen Einblick in diese Zeit der Geschichte, den ich noch nie aus Wiener Sicht betrachtet habe. Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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Die rätselhafte Schneekugel

Von: milkysilvermoon

29.03.2019

Wien im Jahr 2018: Auf den Wunsch ihrer mütterlichen Freundin Antonia Ostermann (75), einer Illustratorin, fährt Paulina Wilke in die österreichische Hauptstadt. Dort soll sie ein Erbstück abholen. Ihre Schneekugel, die das Wiener Riesenrad abbildet, nimmt sie mit auf die Reise. Sie ist für Paulina eine Art Talisman. In der Stadt an der Donau angekommen, übergibt ihr Lena Brunner das Tagebuch einer gewissen Luzie Kühn. Paulina hat noch nie etwas von ihr gehört. Doch das Schicksal der jüdischen Sängerin zieht sie in ihren Bann. Welche Verbindung besteht zwischen Luzie und Antonia? „Die Fliedertochter“ ist ein bewegender Roman von Teresa Simon. Meine Meinung: Der Roman besteht aus 23 Kapiteln. Eingerahmt werden sie von einem Prolog, der im Jahr 1999 spielt, sowie einem Epilog, der im September 2018 angesiedelt ist. Es gibt mehrere Erzählstränge auf unterschiedlichen Zeitebenen. Der erste wird aus Sicht von Paulina in der Gegenwart geschildert. Ein weiterer betrifft Luzie und spielt in der Vergangenheit. Später wird zudem ein dritter Erzählstrang eingeführt, der Paulinas Mutter Simone und die Gegenwart betrifft. Eingestreut sind außerdem Briefe und Tagebucheinträge. So wechselt immer wieder die Perspektive. Durch einheitliche Orts- und Zeitangaben ist die Orientierung dennoch nicht schwer. Der Schreibstil ist angenehm, anschaulich und süffig. Durch viel wörtliche Rede und gelungene Beschreibungen wirkt das Geschehen sehr lebhaft. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Zwei Frauen stehen im Vordergrund des Romans. Zum einen ist es Paulina, die eine moderne, selbstbewusste junge Frau ist. Ich kann nicht behaupten, dass sie mir unsympathisch ist. Allerdings bin ich beim Lesen mit ihr nicht richtig warmgeworden. Anders ist das bei Luzie, mit der ich von Beginn an mitgelitten und -gefiebert habe. Die Charaktere wirken durchweg realitätsnah. Bei der Vielzahl an Personen ist stellenweise ein konzentriertes Lesen gefragt, um den Überblick zu behalten. Nach dem Prolog, der sehr neugierig macht, braucht die Geschichte etwas, um in Fahrt zu kommen. Trotz der recht hohen Seitenzahl wird der Roman jedoch nie langweilig und kann immer wieder mit spannenden Momenten unterhalten. Die Auflösung wirkt absolut schlüssig, ist leider jedoch größtenteils vorhersehbar. Ich hatte mir noch die eine oder andere überraschende Wende erhofft. Die Idee, den Vergangenheitsstrang in der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs anzusiedeln, ist nicht neu. Allerdings konnte mich vor allem das Geschehen um die als Jüdin verfolgte Luzie immer wieder emotional berühren. Ihr Schicksal macht betroffen. Interessant ist dazu das Nachwort der Autorin, in dem sie auf die historischen Hintergründe des Romans eingeht. Mir hat es gut gefallen, dass darin die Recherche und die tatsächlichen Begebenheiten beleuchtet werden. Ein Pluspunkt des Romans ist die Sammlung mit typischen deftigen und süßen Rezepten von Wiener Spezialitäten. Eine schöne Idee. Das Cover finde ich wunderhübsch. Es passt sehr gut zum Genre. Der prägnante Titel klingt poetisch und ansprechend. Mein Fazit: Mit „Die Fliedertochter“ konnte Teresa Simon meine Erwartungen nicht in Gänze erfüllen. Trotz der kleineren Kritikpunkte hat mir der Roman schöne Lesestunden bereitet, weshalb ich mir nun auch die anderen Bücher der Autorin anschauen werde.

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Teresa Simon zählt zu meinen Lieblingsautorinnen, wenn es um Romane auf zwei Zeitebenen geht. Ich habe "Die Frauen der Rosenvilla", "Die Holunderschwestern" und "Die Oleanderfrauen" gelesen und alle drei geliebt. Deshalb habe ich schon ungeduldig auf ihren neuen Roman gewartet, der sogar in meiner Heimat Österreich, nämlich in Wien spielt. Wie gewohnt verfolgt man als Leser wieder zwei Frauen auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart reist die 30jährige Paulina von Berlin nach Wien, um für ihre mütterliche Freundin Toni, die erkrankt ist, ein Tagebuch abzuholen. Es soll sich um ein Vermächtnis eines Bekannten handeln. Paulina, gerade auf "Beziehungspause" von ihrem (Ex?)freund, will noch ein paar Tage anhängen, um auszuspannen und sich betreffend ihrer Gefühle klar zu werden. Im Gepäck hat sie ihren Talisman: eine Schneekugel mit dem Wiener Riesenrad aus dem Jahre 1936. In Wien wird sie liebevoll von der Familie Brunner aufgenommen, die ihr die Aufzeichnungen einer Luzie Kühn überreichen. Paulina vertieft sich in das Tagebuch aus dem Nachlass von Lena Brunners Vater und begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit.... Es sind die Jahre 1936-1944 und wir lernen diese ominöse Luzie Kühn kennen, die ebenfalls von Berlin nach Wien reist. Die junge Soubrette ist Waise und wurde von ihren jüdischen Großeltern aufgezogen. Als Halbjüdin raten sie ihr Berlin zu verlassen und bei ihrer arischen Tante Marie unterzukommen. Diese gibt sie als ihre Tochter aus und nimmt sie liebevoll in die Familie auf. Doch auch in Österreich wendet sich die Bevölkerung immer mehr gegen die Juden und als Hitler einmarschiert wird Wien für Luzie ebenfalls zur Gefahr... In einem weiteren Handlungsverlauf aus der Gegenwart treffen wir auf Simone, Paulinas Mutter, die sich mit ihrer Freundin in Italien auf dem Pilgerweg und den Spuren von Franz von Assisi befindet. Während Paulina im Tagebuch liest, packt sie die Luzies Lebensgeschichte immer mehr. Sie ist erschüttert über den Judenhass und die grausame Verfolgung der Menschen, die sich gegen das Regime stellen. Die Einträge aus dem Tagebuch werden in der Ich-Form von Luzie erzählt und durch weitere Erzählungen aus der Vergangenheit ergänzt, die in der 3. Person aus Luzies Sicht dargestellt werden. Die Autorin hat hier wieder hervorragend recherchiert. Der Schauplatz des Romans ist Wien. Teresa Simon hat den Charme und den Flair unserer Bundeshauptstadt wunderbar eingefangen. Ich wanderte mit Paulina durch den ersten Bezirk, besuchte die Konditorei Demel und sah mir das Mahnmal der österreichischen jüdischen Opfer der Schoah am Judenplatz an. Genauso schlemmte ich Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat, besuchte das Mozartgrab am Sankt Marxer Friedhof und fuhr im Prater Riesenrad. Teresa Simon hat neben den grauenhaften Erzählungen aus der Zeit während des zweiten Weltkrieges den Leser auch an einer Reise durch das Wien von heute teilhaben lassen. Sie hat so bildhaft und lebendig erzählt, dass sie in jedem Leser die Sehnsucht weckt den nächsten Flug oder die nächste Bahnfahrt in die österreichische Hauptstadt zu buchen. Den Vergangenheitsstrang fand ich wie meistens bei Büchern auf zwei Zeitebenen gelungen. Trotzdem fand ich Luzie anfangs etwas flatterhaft, überschwänglich und naiv. Luzies Verhalten änderte sich mit dem Einmarsch von Hitler in Österreich. Die Liebesgeschichte, die fast in einer Dreiecksgeschichte endet, konnte mich nicht zu 100% überzeugen. Auch Paulina wuchs mir nicht richtig ans Herz. Es gab viele Parallelen zu Luzie und auch hier überzeugte mich die Liebesgeschichte nicht wirklich. Einige Entwicklungen fand ich etwas vorhersehbar und verblüffen konnte mich die Autorin diesmal nur mit einer überraschenden Wendung. Für mich als Teresa Simon Fan war das neu...vorallem, wo der Roman auch noch in meiner Heimat spielt. Das hört sich jetzt alles viel negativer an, als es wirklich ist, denn ich habe an die Romane der Autorin immer sehr, sehr große Erwartungen.... Die restlichen Leser der Leserunde waren begeistert und ich kann ehrlich nicht sagen, warum mich "Die Fliedertochter" diesmal nicht 100ig überzeugen konnte... Fazit: Wieder ein gelungener Familienroman auf zwei Zeitebenen, allerdings konnte er mich diesmal nicht hundertprozentig überzeugen. Ich wurde mit beiden Protagonisten nicht ganz glücklich und fand auch einiges an der Geschichte vorhersehbar. Die bildhaften Beschreibungen von Wien und seinen schönsten Plätzen, sowie all den Köstlichkeiten, die man bei uns schlemmen kann, waren allerdings ausgezeichnet geschildert. Für mich leider das schwächste Buch der Autorin, aber trotzdem ein toller Roman.

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1936 steht die Sängerin Luzie Kühn in Berlin am Anfang ihrer Karriere und hat große Träume von einem glamourösen Leben im Rampenlicht. Als Jüdin fühlt sie sich allerdings bald nicht mehr sicher und verlässt Berlin in Richtung München, wo sie sich in den charismatischen Bela Król verliebt. Jedoch wird schon bald offensichtlich, dass Luzie auch in Wien nicht sicher ist. 2018 wird Paulina Willke in Berlin von ihrer erkrankten Freundin Antonia gebeten, stellvertretend für sie in Wien ein Erbstück abzuholen. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Paulina nicht, wie sehr diese Reise ihr Leben verändern wird. Nachdem mir "Die Oleanderfrauen" von Teresa Simon ziemlich gut gefallen hat, war ich natürlich neugierig auf ihr neuestes Werk "Die Fliedertochter", womit sie sogar noch eine Schippe drauflegen konnte. Die Erzählung spielt auf zwei Zeitebenen, zum einen in der Gegenwart, zum anderen im Zeitraum von 1936 bis 1944/45 und thematisiert dabei die Judenverfolgung im Dritten Reich mit allen Facetten der Grausamkeiten. Dennoch - soviel schon einmal vorneweg - handelt es sich hier keineswegs um ein düsteres Kriegsbuch, das nur mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend zu lesen ist, denn es bildet vielmehr den historischen Hintergrund als Kulisse für die mitreißende Handlung. Im Mittelpunkt der Erzählung steht die junge Paulina, die von ihrer mütterlichen Freundin gebeten wird für sie nach Wien zu reisen, um dort ein Erbstück für sie in Empfang zu nehmen, da sie aufgrund einer Krankheit verhindert ist. Dabei handelt es sich um ein Tagebuch der aufstrebenden Sängerin Luzie Kühn aus der Zeit des Nationalsozialismus, das Paulina in Wien bei der außerordentlich gastfreundlichen Familie zu lesen beginnt. Sie begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit und geradewegs in ein abscheuliches Kapitel deutscher und auch österreichischer Geschichte, was ich besonders interessant zu lesen fand, da mir nicht mehr bewusst war, dass die Judenverfolgung in Wien die Grausamkeiten der Deutschen an Intensität und Brutalität noch bei weitem übertraf. Ohne Rücksicht auf Verluste und scheinbar ohne jegliches Mitgefühl, ganz zu schweigen von Mitleid wurden sie schonungslos verraten, verfolgt sowie niedergemetzelt und das in solchem Ausmaß, dass sogar Adolf Hitler sich gezwungen sah sie einzubremsen. Wie eingangs erwähnt ist es trotz der Thematisierung dieses dunklen Kapitels unserer Geschichte kein düsteres Buch, sondern eine Hommage an die Stadt Wien und ihre Bewohner samt liebenswürdigen Eigenheiten. Denn wenn Paulina das Tagebuch von Luzie, die von Berlin nach Wien floh, um Göbbels Avancen und der Verfolgung wegen ihres Glaubens zu entgehen, gerade nicht liest, verbringt sie gemeinsam mit dem Sohn der Familie und dessen Freund Zeit in Wien, wo sie inspiriert von Luzies Tagebuch in ihrer Originalkleidung Dokumentationsfilme drehen. Die darin eingeflochtenen "Dialektfetzen" sowie die authentische Schilderung des Wiener Lebens, der zahleichen gemütlichen Cafés und des leckeren Essens waren natürlich genau nach meinem Geschmack, denn so befand ich mich förmlich mit Paulina, Moritz und Tamas vor Ort und genoss die lebendige Wiener Atmosphäre. "Die Fliedertochter" ist ein Roman, der trotz des düsteren Themas des Nationalsozialismus rundherum für Lesegenuss sorgt, denn abseits der Gräueltaten skizziert Teresa Simon authentische Charaktere und schildert sehr anschaulich das Wiener Leben.

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INHALT: Berlin 1936. Die Sängerin Luzie Kühn steht ganz am Anfang ihrer Karriere und träumt von einem Leben im Rampenlicht. Doch als Jüdin fühlt sie sich nicht mehr sicher und verlässt Berlin in Richtung Wien. Sie verliebt sich in den charismatischen Bela Król und schwebt im siebten Himmel, doch schon bald wird klar, dass Luzie auch in Wien nicht sicher ist ... Berlin 2018. Paulina Willke wird von ihrer mütterlichen Freundin Antonia gebeten, in Wien ein Erbstück für sie abzuholen. Sie ahnt nicht, dass die Reise nach Wien ihr Leben verändern wird ... MEINUNG: Die Fliedertochter ist Teresa Simons vierter Roman. Bis auf den letzten habe ich alle gelesen. Ich finde es wunderbar, dass der Verlag bisher alle Bücher in der gleichen Art gestalten ließ. Man erkennt sofort, dass es die Bücher von Teresa Simon sind. Der Roman spielt wieder auf zwei Zeitebenen: 2018 verfolgen wir Paulina Wilke, wie auf den Spuren des Vermächtnisses ihrer mütterlichen Freundin Antonia in Wien wandelt. Außerdem kommt diesmal noch ihre Mutter Simone dazu, die mit einer Freundin auf dem Pilgerweg in Italien wandelt, der eng an die Erinnerung einer Freundin von Simone geknüpft ist. In der Vergangenheit begleiten wir die junge Jüdin Luzie Kühn, die 1938 von Berlin nach Wien zieht, da es für Juden zu dieser Zeit in Berlin schon schwierig wird. Der historische Teil ist wieder erstklassig recherchiert. Ich fand es äußerst spannend zu erfahren, wie diese schlimme Zeit für die Wiener erlebt worden ist. Die Autorin knüpft ihre Erzählung eng an die geschichtlichen Ereignisse. Gepaart ist das ganze außerdem mit viel lokalen Eindrücken. Man spaziert quasi imaginär durch Wien und erfährt sehr viel über diese schöne Stadt an der Donau. In Teresa Simons Bücher mochte bisher meistens immer die Frau im Vergangenheitsteil lieber. Diesmal war es umgekehrt. Mit Paulina konnte ich mich diesmal besser identifizieren bzw. anfreunden als mit Luzie. Paulina fast nicht sofort Vertrauen zu jedem, sondern ist erstmal etwas zurückhaltender, auch was ihre Privatleben angeht. Vor allem als sie in Wien eintrifft und bei der Familie Brunner wohnen darf, die ihr das Tagebuch von Luzie aus dem Nachlass von Lena Brunners Vaters gibt, welches sie dann beginnt zu lesen. Sie weiß was sie will und hat als eine Art Raumgestalterin einen wirklichen spannenden Job. Man merkt manchmal, dass sie ihren Platz im Leben noch nicht so ganz gefunden hat und dass sie noch auf der Suche ist. Das mochte ich. Luzie dagegen empfand als äußerst überschwänglich, impulsiv und vor allem manchmal wirklich naiv. Luzie hat früh ihren Eltern verloren und wuchs mit bei Großeltern mütterlicherseits in Berlin auf. Offiziell ist sie allerdings von ihrer Tante Marie in Berlin als deren Tochter eingetragen und damit nicht offiziell Jüdin. Luzie setzt diesen Schutz aber ziemlich häufig aufs Spiel, besonders dann als es wirklich brenzlig wird und bringt sich und andere damit in Lebensgefahr. Beim Lesen hat mich das wirklich häufig aufgeregt, wie sie so handeln konnte. Es braucht ganz lange bis sie das endlich versteht und anfängt vorsichtiger zu sein. Die Liebesgeschichte fand ich auch schwierig, denn ihr Herz schlägt nicht nur für Bela. Ich konnte ihr Handeln hier nicht nachvollziehen. Ich finde generell wird hier über einige zwischenmenschliche Konflikte (in beiden Zeiten) sehr schnell hinweg gegangen, was nicht besonders realistisch und teilweise überzogen finde. Hier kommen viele Sachen ans Tageslicht, für die manch einer erstmal Zeit zum Verdauen braucht. Besonders am Ende als alles auf einmal rauskommt, was diesmal für mich recht schnell vorhersehbar war, wird den Charakteren keine Zeit gegeben sich mit den neuen Bekenntnissen vertraut zu machen. Aufbegehren dagegen wird schnell im Keim erstickt. FAZIT: Wer die Romane von Teresa Simon bereits kennt, wird bei Die Fliedertochter auf altbekanntem Muster treffen: Zwei junge Frauen, zwei unterschiedliche Zeiten, ein Tagebuch und sehr gut recherchierter historischer Hintergrund. Die Geschichte war wie immer sehr unterhaltsam, spannend, aber für leider diesmal auch vorhersehbar. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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