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Rezensionen zu
Die geliehene Schuld

Claire Winter

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Schon der Prolog war ziemlich packend und das hat sich meiner Meinung nach durch das komplette Buch durchgezogen. Die 564 Seiten waren voller Spannung, voller Unglauben zu lesen und haben bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Die geliehene Schuld“ ist mein zweites Buch von Claire Winter und auch hier kann ich nur sagen, dass es bestimmt nicht mein letztes war. Die Protagonistin dieses Buches ist Vera, eine Frau, die stark vom Krieg gezeichnet ist. Sie hat nicht nur ihre Eltern verloren, sondern auch ihren Ehemann. Die einzige Konstante in ihrem Leben ist Jonathan, ihr Jugendfreund, den sie schon seit Jahren kennt. Jonathan hat sie damals aus der Hand der Russen gerettet, denen sie zum Opfer gefallen ist und hat sie nach dem Tod ihrer Familie wieder aufgebaut. Doch plötzlich ist auch Jonathan gestorben. Angeblich durch einen Autounfall. Vera kann dies nicht auf sich beruhen lassen und versucht herauszubekommen, weshalb Jonathan gestorben ist. Neben Veras und Jonathans Geschichte wird auch die Geschichte von Marie erzählt. Marie kommt ursprünglich auch aus Berlin ist jedoch in den letzten Kriegsjahren mit ihrer Mutter und ihren beiden Brüdern nach Köln umgesiedelt. Dort lernt sie Jonathan kennen, den Journalisten aus Berlin. Diese Beziehung stößt die ganze Geschichte eigentlich erst an. Ohne dieses Aufeinandertreffen würde Marie sich vermutlich niemals Gedanken darüber machen, was die Rolle ihres Vaters im Krieg gewesen ist. Denn genau das ist der Knackpunkt an der Geschichte: die Frage der Schuld. Wer ist Schuld an den Gräueltaten der Nazis? Wie wird versucht diese zu vertuschen? Genau das hat Claire Winter in eine packende Geschichte mit sympathischen Charakteren gepackt. Es ist kein anklagendes: ihr seid alle Schuld Buch. Im Buch blicken die Protagonisten hinter die Vorhänge, sie loten die Schuldfrage für sich selbst aus. Sie hadern mit sich und sie riskieren ihr Leben für die Wahrheit. Das Fazit: Claire Winter hat es mal wieder geschafft einen Roman über einen Krieg zu schreiben, der zwar in der Nachkriegszeit situiert ist, aber nicht das typische Muster eines solchen Romans zeigt. Der Roman ist packend, die Charaktere sind sympathisch und nahbar. Die Geschichte ist nicht nur tragisch und schlimm sondern zeitweise auch schön. Es ist einfach ein sehr guter Mix, der das Buch so toll macht! Besonders erwähnenswert finde ich noch, dass das Buch zwar nicht komplett auf der Wahrheit beruht, allerdings einige Fakten aufgreift, die mich sehr überrascht haben.

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1949 ist der Weltkrieg seit vier Jahren vorbei, Deutschland von den Alliierten besetzt und seht vor der Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Die Journalistin Vera Lessing hat im Krieg ihren Mann und ihre Eltern verloren und in ihrem Kollegen Jonathan Jacobsen bei der Zeitung "Echo" einen guten Freund gewonnen. Als dieser während seiner Recherchen zu Flüchtlingsrouten in Europa einen tödlichen Verkehrsunfall erleidet, ist Vera zunächst schockiert, möchte jedoch seine Arbeit fortsetzen. Die wird dabei immer wieder behindert, sogar körperlich bedroht und ihr wird klar, dass der Tod von Jonathan kein Unfall war. Alte Seilschaften der Nationalsozialisten sind immer noch aktiv und arbeiten mitunter sogar mit den Alliierten zusammen. Vera setzt alles daran, herauszufinden, welchen Skandal oder welchem Verbrechen Jonathan auf der Spur war und wer die Aufdeckung zu unterbinden wusste. Der Roman springt abschnittsweise einige Monate zurück in das Jahr 1948, als Jonathan mit seinen Recherchen begann und dabei Marie Weißenburg kennenlernte. Maries Vater, der unter den Nationalsozialisten im Reichssicherheitshauptamt gearbeitet hat, ist im Krieg gefallen. Die Familie ist von Berlin nach Köln geflohen, wo Marie nun mit ihrer Mutter und ihren beiden Brüdern wohnt. Sie ist gelernte Sekretärin und bekommt aufgrund ihrer guten Leistungen eine Anstellung bei dem Parlamentarischen Rat in Bonn. Marie hatte sich bisher nicht für Politik interessiert, aber als sie erfährt, dass ein Kollege ihres Vaters bei den Nürnberger Prozessen angeklagt ist, beginnt sie zu hinterfragen, was die Tätigkeit ihres Vaters war und weshalb in ihrer Familie nicht darüber gesprochen wird. "Die geliehene Schuld" ist ein authentisches Familiendrama, das im Nachkriegsdeutschland mit Wiederaufbau und Entnazifizierung spielt und sich wie ein spannender Krimi liest. Es ist eine fiktionale Geschichte, die jedoch auf historischen Fakten beruht. Sehr eindringlich spürt man, wie sich die Menschen nach 1945 gefühlt haben: Hinterbliebenem die um ihre gefallenen Angehörigen trauern, politisch und religiös Verfolgte, die überlebt haben und traumatisiert sind, mit der Vergangenheit abschließen wollen oder einen nachvollziehbaren Hass auf "die Deutschen" verspüren. Altnazis, die sich ihre gerechten Strafe entziehen möchten und skrupellos versuchen, ihre eigene Haut zu retten. Es gibt Menschen, die ihre Taten bereuen und andere, die die Gräueltaten verdrängen möchten und Menschen, in denen das nationalsozialistische Gedankengut fest verhaftet ist und die dem Führerstaat nachtrauern. In beiden Handlungssträngen, 1948 und 1949, spielen mutige Frauen eine Hauptrolle, die Dinge hinterfragen und für die Wahrheit ihre Leben aufs Spiel setzen. Durch immer neue Details, die während der Recherchen bekannt werden, bleibt der Roman, der neben dem dramatischen Kriminalfall noch eine zarte Liebesgeschichte enthält, spannend bis zum Schluss. "Die geliehene Schuld" ist ein sehr gelungenes Werk über deutsche Kriegsverbrechen und Entnazifizierung und die Herausforderungen des noch jungen Deutschlands wenige Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs, der alles andere als trocken ist, sondern durch sympathische Charaktere und deren persönliche Lebensgeschichten und berührenden Schicksale überzeugt.

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Das Cover ist passend für diesen Roman wie auch der Titel gewählt. So mein Eindruck, als ich am Ende angelangt war. Spannung und Gefühl, alles findet sich. Mit ihrem neuesten Roman "Die geliehene Schuld" geht es zurück in die wahrscheinlich dunkelste Zeit von Deutschland, die sich keiner zurückwünscht. Das Buch hat mich von Anfang an gefesselt. Und trotzdem musste ich mehrfach Lesepausen einlegen, da mich die Thematik, der Hintergrund zur Geschichte, doch emotional sehr aufgefühlt hat. Background ist die Zeit zum Ende des Nationalsozialismus, und die Anfangsjahre nach Kriegsende. Auf Recherche zu einem brisanten Thema ist der Berliner Journalist Jonathan in Köln. Ihm war schon bewusst, dass er seit langem in ein Hornissennest gestochen hatte. Gerechtigkeit, daran hatte er immer geglaubt. Doch dem war nicht so. Denn wie konnte es angehen, dass unter dem Mantel der Obrigkeit, der Kirchen Hunderte, ja Tausende ehemalige Nazis untertauchen konnten und irgendwo mit neuer Identität lebten? Sie waren gesuchte Kriegsverbrecher. Jonathans Bauchgefühl veranlasst ihn, all seine Recherchen nach Berlin zu seiner guten Freundin Vera, ebenfalls Journalistin beim "ECHO" zu schicken. "Die geliehene Schuld" ist eine Geschichte aus der Vergangenheit. Sie zeigt auf, wie rasend schnell sich der deutsche Geheimdienst aufgebaut hat. Dank guter Vorsorge eines Herrn .G., und wenn man dessen Vita liest, kriege ich das Brechen. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Fluchtwege der Nazis, deren Helfer, Helfershelfer, das Leben einer Familie, deren Vater im Reichsicherheitsdienst arbeitete und eine Größe war, eine neugierige Tochter, die durch ihre Arbeit immer selbstbewusster wird. Auch wenn die Geschichte um Marie, Jonathan, Vera u. a. fiktiv ist, aufgrund der nachgewiesenen Recherchen der Autorin, den aufgeführten Büchern ist daraus ein sehr spannender und ausführlicher Roman geworden. Der Spannungsbogen ist von Beginn an da, so dass einen die Story fesselt. Nicht absehbar war für mich zeitweise, in welche Richtung sich dies entwickelt. Die Geschichte verlangt einiges vom Leser. Und man muss sich auf sie einlassen. Denn sie entwickelt sich rasend schnell, spektakulär. Gerade die Schilderungen der damaligen Zeit waren meines Erwachtens mehr als sehr gut beschrieben. Ebenso die tragische Liebesgeschichtee um Marie und Jonathan, die beide ihr Leben verloren. Der eine, weil er zu tief gegraben und zu neugierig war, die andere eben weil sie neugierig geworden ist, was damals wirklich geschehen und inwiefern ihr Vater in der Sache verwickelt und weil sie mit Jonathan zusammen war. Zeitweise schwebte mehr als eine dunkle Wolke über meinen Kopf. Aber nicht weil die Geschichte schlecht war, nein ich habe mich immer wieder gefragt: Haben die Menschen heute vergessen oder nur verdrängt? Was ist Wahrheit, was ist Fiktion? Dieses hat die Autorin auf mehreren Seiten sehr ausführlich beschrieben. Der Verlag hat dem Buch ein aufklappbares Lesezeichen mit Personenverzeichnis beigeliegt. Eine wirklich gute Idee!

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Die Geschichte spielt nur über einen kurzen Zeitraum, von August 1948 bis Mai 1949. Zunächst ist man nur in Berlin, bald aber entführt die Autorin den Leser auch nach Köln und Düsseldorf und in weiter entfernte Gefilde. Es sind 4 Hauptfiguren, die im Mittelpunkt stehen. Vera, eine Journalistin in Berlin, die eigentlich nur im Kulturressort arbeitet, verliert plötzlich ihren besten Freund Jonathan durch einen „Unfall“ – Jonathan hat an einer brisanten Geschichte gearbeitet und ihr in einem mysteriösen Brief davon erzählt. Vera glaubt nicht an einen Unfall und recherchiert auf eigene Faust. Und das wird für sie von Tag zu Tag gefährlicher. Im Rheinland lebt Marie - ihr Vater ist im Krieg gefallen, doch näheres gibt ihre Familie nicht preis, so dass sie selber recherchiert und auf Unglaubliches stößt. Bei dieser Suche lernt sie die junge Jüdin Lina kennen und schon bald verbindet die beiden eine ungewöhnliche Freundschaft. Die Autorin hat nicht nur exzellent recherchiert und ein interessantes Thema aufgegriffen, über das ich in Romanen bisher noch nichts gelesen habe, sondern auch interessante Handlungsstränge entworfen, die zunächst nebeneinander herzulaufen scheinen und sich erst im weiteren Verlauf zu einem Strang verknüpfen. Das besetzte Deutschland ist noch in verschiedene Zonen eingeteilt, eine Verfassung ist noch im Entstehen, die Nürnberger Prozesse versuchen, Gerechtigkeit walten zu lassen und trotzdem gibt es Kriegsverbrecher, die dem System entkommen konnte. Um diese geht es in der Geschichte. Gerade Vera hat mir sehr gut gefallen – sie ist eine starke Persönlichkeit, die beharrlich an der Sache dranbleibt; und das, obwohl sie viel Angst hat – und das auch mit gutem Grund. Denn mehr als einmal gerät sie in große Gefahr. Trotzdem lässt sie nicht locker und geht jeder Spur nach. In Rückblicken kommt auch Jonathan zu Wort, den ich gleich in mein Herz geschlossen habe und den ich leider auch gleich zu Anfang wieder verloren habe. Bei Marie habe ich richtig mitgelitten – sie ist sehr verletzt und man kann den Schmerz beim Lesen geradezu spüren. Gut, dass sie Lina hat, die sie immer wieder tröstet und ihr gut zuredet. Dabei hat auch Lina einiges zu bewältigen und gerät mehr und mehr in Gefahr. Alle Charaktere sind sehr gut gezeichnet, mit Stärken und Schwächen – so wirken sie sehr authentisch. Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven konnte ich mich zudem gut in sie hineinversetzen und ihre Gedanken und Handlungen besser nachvollziehen – und da vor jedem Kapitel steht, um wen es sich gerade dreht, kommt man als Leser auch nicht durcheinander. Schon der Einstieg in die Geschichte ist gut gelungen und ich habe mich direkt als Teil von ihr gefühlt; die Autorin versteht es, Spannung aufzubauen – und hat diese auch bis zum Schluss gehalten. Dachte ich zunächst, es handelt sich um eine Familien-Nachkriegsgeschichte, entpuppt sich der Roman dann eher zu einem Krimi. Zur Spannung beigetragen hat natürlich auch der Schreibstil, der mich völlig eingenommen hat – angenehm zu lesen und voller Bildgewalt, ohne dass es langatmige Passagen von Beschreibungen gibt; ich hatte viele Bilder im Kopf und konnte die Atmosphäre im Nachkriegsdeutschland geradezu spüren. Das Buch hat mich wirklich packen können – wegen des interessantes Themas und der spannenden Erzählweise. Ich habe viel Neues erfahren und auch jetzt noch denke ich viel über die Geschichte nach. Trotzdem hat mir irgendetwas gefehlt, um 5 Sterne zu geben – was es ist, kann ich gar nicht richtig in Worte fassen. Aber 4,5 Sterne sind es allemal – und gerne empfehle ich das Buch an alle, die sich für die Nachkriegszeit in Deutschland interessieren. Mein Fazit Bisher habe ich nie etwas gelesen über Kriegsverbrecher, die dem System entkommen konnten – und genau darum geht es in diesem Buch, das eher an einen Krimi erinnert denn an einen Roman. Die Autorin hat die Geschichte spannend und fesselnd erzählt und kann die Spannung auch bis zum Schluss halten. Die zunächst parallel verlaufenden Erzählstränge verbinden sich nach und nach und ergeben dann am Ende ein schlüssiges Bild. Gerne habe ich die tollen Charaktere begleitet und gebe 4,5 von 5 Sternen.

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Veras Freund Jonathan arbeitet wie sie Ende der vierziger Jahre in Berlin bei dem Magazin „Echo“. Als er für eine Geschichte über die Flüchtlingsströme in Europa recherchiert, muss er einer großen Story auf der Spur gewesen sein, denn aus Sorge, dass ihm etwas passieren könnte, schickt er Vera seine Unterlagen, verbunden mit der Bitte, die Recherche fortzuführen, wenn ihm etwas passieren sollte. Eigentlich wollte Vera die Vergangenheit voller Krieg, Hass und Verlust nur hinter sich lassen, doch als Jonathan tödlich verunglückt, ist es damit vorbei: Sie muss seine Geschichte zu Ende bringen und herausfinden, wer für seinen Tod verantwortlich ist. Selten habe ich ein Buch so verschlungen wie „Die geliehene Schuld“ von Claire Winter. Der Aufbau des Romans mit Rückblenden zu Jonathans Recherchen im Wechsel mit der Gegenwart des Romans ein halbes Jahr später und Veras Recherche, sorgt für eine hohe Spannung und die Fakten, die die beiden über das Ende des Nationalsozialismus und handelnde Akteure aufdecken, lassen einen teilweise wirklich gruseln. Vera kämpft mühsam mit sich, um von einer antrainierten unpolitischen Haltung, in der sie einfach nur ihre Ruhe haben will, zu einer aktiven politischen Journalistin zu werden, die auch versteht, wofür Jonathan die ganze Zeit gestritten hat. Langsam tut sich ein Geflecht alter Mächte auf, die die Bundesrepublik keineswegs aus ihren Fängen gelassen hat, was auch Vera letztlich darin bestärkt, nicht aufzugeben. Sie ist eine starke Figur, die die Leser mitnimmt und berührt, was auch ein Grund dafür ist, dass einen diese Geschichte so angreift und bewegt, dass man nicht mehr aufhören kann. Man muss einfach immer weiterlesen. Claire Winters historischer Roman „Die geliehene Schuld“ ist ein außergewöhnlich spannendes und mitreißendes Buch, das sich mit den Schattenseiten der Anfangszeit der Bundesrepublik beschäftigt. Es glänzt mit einer großartig durchstrukturierten Romanhandlung und lädt zum Nachdenken und Recherchieren buchstäblich ein, so unglaublich ist die Geschichte.

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Schon die ersten beiden Romane von Claire Winter haben mir sehr gut gefallen, sodass ich immer die Augen aufhalte, wann wohl etwas Neues von ihr erscheint. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei es zwei Zeitstränge gibt, die nur wenige Monate auseinander liegen und sich im Verlauf immer weiter annähern, wobei das Gesamtbild im Verlauf immer deutlicher wird. Durch die unterschiedlichen Protagonisten schafft Claire Winter es, verschiedene Sichtweisen auf die Nazizeit zu integrieren, die stellvertretend für die unterschiedlichen Einstellungen der Bevölkerung stehen: Vera, die die Geschehnisse einfach nur vergessen will; Marie, die noch sehr jung war und vor der vieles verheimlicht wurde; Maries Familie, die die Augen vor den begangenene Gräueln verschließt; Erik und Lina, die ihre gesamte Familie in den KZs verloren haben und sehr unterschiedlich damit umgehen; Hüttner, überzeugter Nazi, der versucht, ungeschoren aus allem herauszukommen, etc. Die Protagonisten sind sehr lebensecht und die Autorin versetzt den Leser komplett in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Sehr gut gefallen hat mir auch, dass die Entstehung der neuen Verfassung mit eingeflochten wurde. Der Lesefluss ist sehr gut, in jeder Perspektive geht man beim Lesen voll auf und es ist immer eine gewissen Spannung vorhanden, gibt es doch noch viele Rätsel zu lösen. Wenn man am Ende der Geschichte dann liest, dass der eigentlich unglaublichste Teil des ganzen Geschehens tatsächlich nicht erdacht, sondern so geschehen ist, fällt es schon schwer, den Glauben an die Menschheit und Menschlichkeit nicht zu verlieren. "Die geliehene Schuld" ist ein Roman, der anhand sehr bildhafter Charaktere einen Querschnitt aus dem Leben im Nachkriegsdeutschland vermittelt, dies eingepackt in eine Handlung, die den Leser mitreißt und miträtseln lässt.

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Deutschland, 1949. Nachkriegszeit, Berlin-Blockade und Beginn des Kalten Krieges. Vier junge Menschen auf der Suche nach der Wahrheit - sie haben unterschiedliche Gründe, sie suchen unterschiedliche Wahrheiten, doch am Ende hängt alles zusammen. Der Journalist Jonathan lebt in Berlin, er lernt in Köln Marie kennen und lieben, doch die Liebe ist nicht von langer Dauer, denn Jonathan kommt bei einem mysteriösem Unfall ums Leben. Seine Kollegin und Jugendfreundin Vera in Berlin bekommt von ihm kurz vor seinem Tod noch seine Rechercheunterlagen zugeschickt. War sein Unfall wirklich nur ein Unfall, oder Mord ? Immer mehr ist Vera der Meinung, dass mehr dahinter steckt. Sie verdankt ihr Leben Jonathan, denn er hat sie damals, am Ende des Krieges vor dem Tod gerettet. Nun will sie seinen Tod aufklären und begibt sich bei der Nachforschung selbst in höchste Gefahr. Und da ist noch LIna, die durch ihre Bekanntschaft mit Marie in den Fokus anderer Mächte rückt. Claire Winter hat mehrere Erzählstränge zu einem dichten, spannenden Roman verwebt. In einem begibt sich Vera auf Spurensuche um den Tod Jonathans aufzukären, sie verfolgt seinen Weg und gerät immer mehr in Gefahr. In den anderen beiden Erzählsträngen kehren wir um ein paar Monate zurück und erleben mit, wie alles anfing. Jonathans Recherchen, Maries Fragen. Maries Vater ist im Krieg gefallen, damals war sie erst 16 Jahre alt und hat sich nicht viele Fragen über seine Position während des 3. Reiches gestellt. Nun verfolgt sie über die Presse die Nürnberger Prozesse und immer mehr Fragen kommen bei ihr auf, die ihr ihre Mutter und ihre Brüder nicht beantworten wollen. Hilfesuchend wendet sie sich an Jonathan, der bei seinen Recherchen immer mehr ungeheuerliches aufdeckt. Beide bemerken nicht, dass sie in ein Wespennest stechen. Claire Winter hat einen ungemein fesselnden Schreibstil. Einerseits wissen wir als Leser schon von Anfang an, dass Jonathan ums Leben kommt, aber wir wissen nicht wieso und weshalb. Erst nach und nach werden wir mit Vera, aber auch mit Jonathans Spurensuche gewahr, was für Recherchen er betrieben hat, was er herausgefunden hat und warum er umgebracht worden ist. Dabei wachsen dem Leser die Hauptprotagonisten ans Herz. Umso tragischer ist daher Jonathans Tod. Der Roman ist sehr spannend und emotional, einmal angefangen, kann man kaum aufhören mit lesen. Die wechselnden Sichtweisen tun ihr übrigens um den Spannungsgrad zu erhöhe. Es gibt viele auch sehr gut beschriebenen actionreiche Szenen, aber auch wiederum sehr viele emotionale Szenen. Was mir an dem Buch besonders gefallen hat, ist, dass die Autorin geschickt historische Geschichte mit dem fiktiven Geschehen verknüpft hat - und zwar so, dass die Historie nicht verfälscht hat, sondern sie dadurch emotionaler und fühlbarer gemacht hat. Es ist eine Geschichte, über die man auch nach dem Roman noch nachdenken muss, bei dem man gerne auch selbst noch recherchiert. Hilfreich ist dabei auch der Anhang, bei dem Claire Winter Quellen zitiert und selber Wahrheit und Fiktion erklärt.

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Inhalt: Deutschland 1949. Jonathan, ein junger Journalist einer Berliner Zeitung, arbeitet an einer brisanten Reportage über ehemalige Kriegsverbrecher. Seine Recherchen bringen ihn in höchste Gefahr und er schafft es gerade noch, seine Unterlagen an seine Kollegin und Jugendfreundin Vera zu schicken, bevor er tödlich verunglückt. Vera, die während des 2.Weltkrieges ihre Eltern und ihren Mann verloren hat, möchte eigentlich nur noch nach vorne blicken. Doch als sie von Jonathans Tod erfährt, führt sie seine Recherchen fort und die Spuren führen sie bis in die mächtigen Kreise der Geheimdienste. Meine Meinung: Claire Winter schafft es mit „Die geliehene Schuld“ die Nachkriegsjahre in Deutschland überaus spannend, informativ und interessant lebendig werden zu lassen. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der Protagonisten, aber auch anderer Charaktere, auf zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart erfährt Vera von Jonathans Tod und erhält seine Unterlagen mit der Bitte, seine Recherchen zu Ende zu führen. Sehr schnell gerät sie dadurch in Lebensgefahr. In Rückblicken, die neun Monate vor Jonathans Tod beginnen und sich zeitlich immer weiter der Gegenwart annähern, erzählt die Autorin von Jonathan und der jungen Marie, die gerade eine Stelle als Sekretärin im neu gegründeten Parlamantarischen Rat in Bonn antritt. Der Schreibstil ist sehr flüssig und der Spannungsbogen steigt so rasant an, dass ich das Buch nur sehr ungern aus der Hand gelegt habe. Alle Charaktere sind lebendig und authentisch beschrieben. Mit einigen fühlt und leidet man mit, andere verabscheut oder fürchtet man. Marie hat mir besonders gut gefallen; durch ihre Nachforschungen hat sie eher unfreiwillig eine große Entwicklung gemacht. Fazit: Dieser sehr gut recherchierte Roman liest sich wie ein spannender Thriller. Obwohl die Geschichte fiktiv ist, sind die historischen Fakten leider wahr. Ein ganz tolles Buch!

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