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Rezensionen zu
Kairos

Jenny Erpenbeck

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Der Roman "Kairos" erzählt die Geschichte zweier Liebenden im damals noch geteilten Deutschland bis nach der Wende. Sie, 19 Jahre alt und er Mitte 50, ein Mann mit Familie und wie so oft, hält er an seiner Familie fest und will sich nicht von dieser trennen. Man erlebt die Beiden in einer Zeit, wo die DDR mit dem Rücken zur der Wand steht und die Wiedervereinigung folgt. Der Leser, der vielleicht selber noch diese Zeit des Umbruchs miterlebt hat, wird an diese, teils schlimme und auch hoffnungsvolle Zeit erinnert. Als ich das erste Mal das Cover dieses Buches gesehen habe, bin ich neugierig geworden. Was mag dieser alte Karton wohl bedeuten und was spielt er für eine Rolle? Die Autorin findet eine Sprache, die nicht unbedingt jeder versteht, der Jahre nach dem Umbruch geboren ist und die Geschichte von Ost und West nicht miterlebt hat. Man braucht ein wenig Hintergrund Wissen, um sich ganz auf die Geschichte einlassen zu können. Mir hat dieses Buch gut gefallen, weil auch ich diese Zeit miterleben durfte und selber Verwandte im Osten hatte, die ähnliche Geschichten erlebt haben und heute noch davon berichten. Im Großen und Ganzen kann ich abschließend zu diesem Werk sagen, dass es keine leichte Kost ist und man sich die Zeit nehmen muss, um auch die Hintergründe der Geschichte zu verstehen. Es ist kein Buch für nebenher und trotzdem gebe ich der Autorin Jenny Erpenbeck und Ihrem Roman "Kairos" 5 Sterne für ein sehr gutes Werk mit Tiefgang.

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"Kairos" ist der erste Roman, den ich von Jenny Erpenbeck lesen durfte. Inhaltlich lässt sich das Buch schnell zusammenfassen: Die erst 19-jährige Katharina verliebt sich in den 34 Jahre älteren, verheirateten Autor Hans. Das ungleiche Liebespaar zelebriert umfangreich ihre Liebe, bis Katharina fremd geht und die einstige Liebe in Hass umschlägt. Die eigentliche Dramatik erwächst aus dem Versuch von Hans, mit ihrem Fehltritt umzugehen. Ich hatte anfangs Mühe, mich in die ungewöhnliche Sprachgebung einzufinden: Einerseits benutzt die Autorin einen stark dokumentarischen Schreibstil, mit dem sie Vorkommnisse sachlich und fast abhakend zusammenfasst. Auf der anderen Seite besticht das Buch durch seinen poetischen Stil: Neben zahlreichen sprachlichen Wiederholungen, intermedialen Einflüssen und einer metaphorisch reichen Sprache zeichnet sich der Roman durch eine konsequente Nichtverwendung der Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede aus. Dadurch, dass das Werk aus der auktorialen Perspektive verfasst wurde und der Leser in ALLE Figuren hineinschauen kann, verwirrt dieser Nichtgebrauch der Zeichen anfänglich. Inhaltlich passiert nicht viel, obwohl die Figuren vor dem Hintergrund der Wendezeit agieren. Dadurch aber, dass Erpenbeck den Fokus auf Hans und Katharinas Umgang miteinander legt, geschichtliche Ereignisse und philosophische Anleihen einfügt, gewinnt das Werk an extrem viel Tiefe. Meiner Meinung nach legt die Autorin ganz klar die Sympathien auf die weibliche Hauptfigur, obwohl wir auch viel über Hans' Seelenstriptease erfahren. ACHTUNG SPOILER! Katharina begeht einen Fehltritt, indem sie sich zum Sex mit einem Bekannten hinreißen lässt. Sie liebt aber Hans. Das bekräftigt sie zumindest immer wieder. Sie gerät aufgrund dieser unbedingten "Liebe" in ein seltsames Abhängigkeitsverhältnis zu ihm, das sich mir bis zuletzt nicht erschlossen hat. Möglicherweise agiert sie ohne eigene Identität, weil sie noch so jung ist und ihre erste große Liebe nicht verlieren möchte. Hans betrügt sie immerhin wissentlich, da er mit seiner Frau verbandelt bleibt. Aber sein "Totreden", seine Aufarbeitung ihrer Verfehlung, ging mir am Ende ein wenig zu weit und hat mich genervt. Trotz mancher nicht immer nachvollziehbarer Handlungen der Hauptfiguren ist Jenny Erpenbeck ein großartiger Deutschlandroman geglückt, den man auf jeden Fall - um alle hintergründigen Informationen zu verstehen - nicht nur einmal lesen sollte. 4,5 Sterne von mir.

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Gut

Von: ghostwriterin

03.09.2021

Jenny Erpenbecks Kairos kann ich mit gutem Gewissen weiterempfehlen. Das Buch liest sich leicht, es ist flüssig. Der Leser, die Leserin ist sofort in der Geschichte drinnen. Sie nimmt einen mit, wobei es zwischendurch auf und ab geht. Manches ergriff mich weniger, dafür waren andere Kapitel wieder spannender. Ein hin und her. Im Größen und Ganzen ein gutes Buch.

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Umbrüche

Von: Carola Hesse-Andres

03.09.2021

Mit einer zufälligen kurzen Begegnung, einem Augenblick, beginnt die Geschichte einer leidenschaftlichen Beziehung. Es ist ein ungleiches Paar - die neunzehnjährige Katharina und der Schriftsteller und Journalist Hans, 34 Jahre älter und verheiratet. Vor den Hintergrund der Umbrüche in der DDR entwickelt sich eine schmerzhafte Liebe, ein Geflecht von Obsessionen, Abhängigkeiten und Verrat. Jenny Erpenbeck schafft es, diese zuweilen unglaublichen Emotionen der Protagonisten, glaubhaft zu inszenieren. Langsam schleichen sich feine Trennlinien in die Beziehung. Was fühlt sich noch richtig an und was falsch? Meisterhaft findet Jenny Erpenbeck eine Sprache für das aus den Fugen geratene Innenleben der Liebenden. Gleichzeitig wirft sie einen äußerst präzisen Blick auf das Alltägliche und die gesellschaftlichen Entwicklungen der DDR am Ende der 80er Jahre. Auch hier wieder das „Um- und Ineinanderschichten“ von Welten, wie Jenny Erpenbeck es nennt. Es geht hier nicht nur um die Liebesbeziehung, die langsam toxische Züge entwickelt, sondern vor allem um eine sich auflösende Gesellschaft. Die sehr spezifische Welt der Ostberliner Künstler und Intellektuellen bildet hier den Rahmen. Dieser Roman ist keine leichte Lektüre; literarisch und inhaltlich anspruchsvoll. Doch absolut empfehlenswert und ein großer Lesegenuss für Alle, die Freude an inhaltlichem Tiefgang sowie sprachlicher Präzision und Feinheit haben.

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Kairos

Von: Pixibuch

02.09.2021

Das Buch hat mich derartig fasziniert und interessiert, dass ich es innerhalb von zwei Tagen ausgelesen habe und ich mach mir noch so manche Gedanken darüber. Schon allein der Titel hat es in sich: KAIROS = Der Gott des glücklichen Augenblicks. Die späten 80iger Jahre, die DDR, die gerade aus den Fugen läuft. Die 19jährige Katharina und Hans, ein Schriftsteller, Mitte 50 und verheiratet, lernen sich auf der Straße kennen. Beide sind voneinander in den Bann gezogen. Er von ihrer Unschuld und Unerfahrenheit, sie von der Reife und dem Wissen des älteren Mannes. Sie lieben sich, können ohne einander nicht sein, schreiben sich Liebesbriefe, erotische Briefe und erleben eine Zeit des Glücks und der Glückseligkeit. Doch langsam kommen Risse in diesen Glückstaumel, er ist eifersüchtig auf die jungen Männer, sie ist unglücklich darüber, dass er Frau und Sohn nicht verläßt. Doch sie zelebrieren ihr Glück, feiern monatliche Tage ihres Kennenlernens, genießen in den Lokalen ihre Zweisamkeit und frönen ihrer Zweisamkeit. Doch die Liebe wird immer brüchiger, sie können nicht zusammen sein, können aber voneinander nicht lassen und sind tottraurig darüber. Hier wird uns die ganze Palette menschlicher Gefühle dargestellt, man freut sich und leidet mit den Protagonisten. Die Autorin erzählt und stimmgewaltig und in sehr guter literarischer Sprache das Leben von Hans und Katharina und wir bekommen auch Einblick in deren tägliches Leben. Die politische Situation wird aufgezeigt und man spürt, dass der gesamte Arbeiter- und Bauernstaat aus den letzten Löchern pfeift und man merkt bei den Bürgern, wie unsicher sie sich beim Fall der Mauer erstmals verhalten. Bei dem Schriftsteller Hans schwebt mir immer das Bild von Thomas Mann vor Augen. Ich sehe den schlanken Hans, mit Zigarette und gelben Fingern vor mir, hager, stets ein Glas Wein oder einen Korn vor sich. Katharina verbiegt sich für ihn, passt sich an, möchte ihm mehr als gefallen. Das Ende hat mir zu denken gegeben und in zwei Kartons ist die ganze Liebesgeschichte dieser eindrucksvollen Personen gesammelt und nachzuvollziehen. Das minimalistische Cover mit dem braunen Karton ist der Geschichte total angepaßt. Ein Buch, das sentmental macht, Tristesse nach sich zieht und über das Leben nachdenken läßt. Ein großes Lob an die Autorin, die mit beeindruckender Literatur den Lebenslauf dieser beiden Liebenden zu Papier bringt.

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Im Mittelpunkt des Romans steht die Liebesgeschichte zwischen der 19-jährigen Katharina und dem 53-jährigen Hans in den Jahren 1986 bis 1992. Es gelingt Jenny Erpenbeck auf unglaubliche Weise, in kurzen Sätzen das Kopfkino des Lesers zu aktivieren. Man sieht sie vor sich, das junge Mädchen, das erwachsen wirken will, den deutlich älteren Schriftsteller, der fürchtet, in ihren Augen ein alter Mann zu sein. Er ist verheiratet, und diese Beziehung ist für ihn eine von ungezählten Affären. Katharina genießt zum ersten Mal die Liebe eines erwachsenen Mannes. Seine Vernunft erwartet eine romantische Geschichte auf Zeit, für sie ist es die große Liebe. Mehr vom Inhalt möchte ich nicht verraten. Aber wie Jenny Erpenbeck die Entwicklung der Liebesgeschichte mit der quasi parallel verlaufenden Entwicklung der scheidenden DDR verknüpft ist absolut lesenswert!

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Porträt einer toxischen Beziehung

Von: Anne Meydam

31.08.2021

Im Berlin der 80er Jahre trifft die 19jährige Katharina eines Tages den 53jährigen Hans. Sie verlieben sich in einander und kommen nicht mehr voneinander los. Hans ist verheiratet, hat einen Sohn und geht nicht zum ersten Mal fremd. Er denkt gar nicht daran, sich von seiner Frau zu trennen, und dies ist nur ein Problem in dieser komplizierten Beziehung. Als Katharina für einige Monate ein Praktikum in Frankfurt an der Oder macht, verbringt sie eine Nacht mit einem Kollegen. Später wird sie es Hans erzählen, und damit beginnt ein beispielloser Psychoterror. Er fragt sie immer wieder nach allen Einzelheiten, beschimpft und demütigt sie, glaubt nicht an ihre Liebe und Aufrichtigkeit. Immer wieder macht er sie klein. Er verhört sie wie ein Stasioffizier und fordert absolute Ehrlichkeit ein. Aber sagt er selbst die Wahrheit? Der Leser fragt sich zunehmend verstört, warum Katharina an dieser Beziehung festhält, zumal die zuvor geschilderten sadomasochistischen Praktiken schon befremdlich genug sind. Die junge Frau lässt alles mit sich machen. Sie selbst hat die Reitgerte gekauft. Schließlich verdient sie Strafe. Das Ganze spielt sich vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund des Niedergangs der DDR ab. Es sind die Jahre vor dem Mauerfall und nach der Wende. Die politischen Verhältnisse und die private Beziehung spiegeln sich gegenseitig: eine utopische Liebe findet ihre Entsprechung in der Utopie eines kommunistischen Systems, das allen anderen Staatsformen überlegen ist. Am Ende wird deutlich, in welchem Maße auch der so von sich überzeugte Schriftsteller und Rundfunkmitarbeiter Hans gelogen und getäuscht hat, als Katharina viele Jahre später in einer Art Rahmenhandlung die Kartons mit den Dokumenten und Aufzeichnungen von Hans und ihren eigenen Koffer voller Tagebücher und Notizen für eine Rekonstruktion ihrer Beziehung auswertet. Da erfährt auch sie - und mit ihr der Leser - erst die ganze Wahrheit. Ein guter Roman mit kleinen Schwächen.

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1986 lernt die 19jährige Katharina den 53jährigen Hans kennen. Er ist Schriftsteller und sein Alter und seine Lebenserfahrung machen ihn, für sie, sehr interessant, Beide gehen eine geheime Beziehung miteinander ein, denn Hans ist verheiratet und Vater eines Sohnes. Eine Trennung von seiner Familie kommt für ihn nicht in Frage und Katharina wird somit die heimliche Geliebte. Das Buch gefällt mir sehr gut, obwohl ich mit beiden Protagonisten so meine Probleme habe. Katharina ist mir sehr sympathisch, aber auch etwas naiv. Sie lässt sich sehr viele Dinge gefallen. Dies ist aber bestimmt ihrem Alter geschuldet. Hans ist mir im Verlauf der Geschichte immer unsympathischer geworden. Er neigt zu Eifersucht, Gewalt und Manipulation. Er steht über Katharina und sie ist die Kleine, der man noch so viel beibringen kann oder muss. Es ist keine gesunde Beziehung und doch halten beide daran fest. Der Schreibstil ist einfach großartig und gefällt mir sehr gut. Der Einblick in Politik, Kunst und Geschichte ist sehr interessant. Die Autorin schafft es Ostberlin bildhaft und faszinierend dazustellen. Das Buch ist sehr anspruchsvoll und auf hohem Niveau. Es lädt zum Nachdenken ein und bietet eine tolle Unterhaltung, bei der keinerlei Langeweile aufkommt.

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