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Rezensionen zu
Mein Ein und Alles

Gabriel Tallent

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€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

INHALT: Die 14-jährige Turtle wächst in den Wäldern Nordkaliforniens auf. Dort lebt sie von der Außenwelt abgeschieden, mit Vater Martin zusammen in einem alten und heruntergekommenem Haus auf dem Hügel. In der Schule gilt die Heranwachsende als Außenseiterin, die sich stets von anderen abschottet. Doch ihre Lehrerin Anna hat das Gefühl, dass es für ihre Leistungsdefizite ganz andere Gründe geben könnte... Während die Mitschüler das Auftreten ihres Vaters in lässiger Kleidung und mit der Bierflasche in der Hand, als "cool" bewerten, versucht Turtle die Fassade nach außen hin aufrecht zu erhalten. Niemand soll davon wissen, dass sie jeden Tag zu Hause mit Waffen hantiert. Von der schwer gestörten Vater-Tochter-Beziehung ganz zu schweigen! Als Turtle jedoch bei einem Streifzug durch die Wälder Jacob kennenlernt und anschließend erneut die besitzergreifende Liebe des Vaters zu spüren bekommt, beginnt sie nach und nach für ihre Befreiung zu kämpfen... MEINUNG: Lange wusste ich nicht, ob ich das Buch lesen sollte oder nicht. Von vielen Seiten hatte ich gehört, dass es nichts für sensible Gemüter sei. Und wenn Gewalt und Missbrauch zu detailliert geschildert sind, war mir das in einigen Büchern schon manchmal zu viel. Letztendlich wollte ich mir dann eine eigene Meinung bilden... Die Handlung habe ich oftmals mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Ich wollte wissen, wie Turtle sich durch das Leben schlägt. Dabei habe ich an ein paar Stellen mit ihr mitgefiebert, stellenweise mit ihr gelitten und nicht verstanden, wie ein Vater so etwas seiner Tochter antun kann! Jedes Mal habe ich von Neuem gehofft, dass doch bitte irgendjemandem ihr Leid auffallen und er in das Geschehen eingreifen möge! Die Charaktere empfand ich als vielschichtig und interessant dargestellt, vor allem Turtle. Besonders gut gefiel mir ihre Entwicklung, welche im Verlauf der Handlung äußerst gut zur Geltung kam. Phasenweise hatte die Geschichte spannende Momente, in denen mich das Buch mitreißen konnte. Zwar fand ich die Umgebung sehr anschaulich und atmosphärisch beschrieben, gleichzeitig verlor sich das Buch für mich an diesen Stellen in zu vielen Details, wodurch unnötige Längen entstanden. Der Missbrauch wird in diesem Buch recht explizit und detailliert beschrieben und das Verhalten des Vaters und auch jenes von Turtle, kann schockieren. Trotz der Schwere dieser Thematik, hat mich die Geschichte nicht mitgenommen und leider nicht so bewegt, wie vorher erhofft. Ich hatte das Gefühl, dass die Personen dafür zu distanziert auf mich wirkten. Leider hat mir der Schreibstil nicht besonders gut gefallen. Es waren mir immer wieder zu viele Wiederholungen vorhanden (z.B. fünf Sätze in Folge die mir "er" beginnen). Zudem wirkten die vulgäre Ausdrucksweise und die Schimpfwörter (z.B. "du Luder") von Turtle, ihrem Vater und dem Großvater, mit der Zeit immer unauthentischer auf mich und haben mich immer mehr gestört. Auch dadurch bin ich mit Turtle sowie mit der ganzen Geschichte, nicht so warmgeworden, wie ich es mir gewünscht hätte. FAZIT: Ein Buch mit interessanter Handlung, das mich jedoch emotional nicht so bewegen konnte, wie vorher erhofft. 3/5 Sterne!

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Schwere Kost

Von: Bookmarked

01.01.2019

Die 14-jährige Turtle lebt allein mit ihrem Vater Martin in einer abgelegenen Hütte am Waldrand. Martin ist Waffennarr, Verschwörungstheoretiker und … psychisch krank. Turtle ist sein Ein und Alles, sein Eigentum, sein ganzes Leben und seine Erziehung ist eine Mischung aus Disziplin, Gewalt, Liebe und Missbrauch. Eines Tages begegnet Turtle im Wald zwei gleichaltrigen Jungen mit denen sie sich anfreundet. Zum ersten Mal zweifelt sie die Weltsicht ihres Vaters an, lernt was Freundschaft ist und wie eine Eltern-Kind-Beziehung aussehen könnte. Doch eine Befreiung von ihrem besitzergreifenden Vater scheint unmöglich. Mein Eindruck: Direkt vorab: Das Buch ist nichts für schwache Nerven und ich möchte eine Warnung aussprechen, insbesondere an Menschen, die selbst Missbrauch erfahren haben oder grundsätzlich nicht über das Thema Missbrauch lesen können/wollen. Das Buch enthält explizite Beschreibungen. Mich selbst hat diese Geschichte an meine Grenzen gebracht und dadurch eine enorme Wucht entwickelt. Es gab Momente in denen ich das Buch weglegen musste und nicht wusste, ob ich es weiterlesen kann. Ich habe mich während der gesamten Lesezeit körperlich unwohl gefühlt, als wäre ich krank und dieses Gefühl endete erst nachdem ich das Buch beendet habe. Ich empfand das Zuschlagen des Buches als Erleichterung, so stark hat mich der Inhalt beeinflusst. Es war also ein außergewöhnliches Leseerlebnis, das ich so schnell nicht vergesse und aus diesem Grund zählt dieses Buch zu meinen Highlights 2018. Der Sprachstil ist speziell. Der Autor nutzt eine sehr umfangreiche, detailreiche und poetische Sprache, die in starkem Kontrast zu der eher derben Wortwahl in Dialogen steht. Letzteres unterstreicht die Herkunft und Lebensweise der handelnden Personen. Insbesondere die Sprache von Martin zeigt seine pessimistische Weltsicht und seinen Hass auf Menschen. Da ist es ganz natürlich, dass sich auch Turtle dieser vulgären Sprache bedient. Ich brauchte allerdings ein wenig Zeit um mit dem Schreibstil warm zu werden. Der Autor macht keinen Unterschied zwischen Landschaftsbeschreibungen und der Schilderung von Gewaltszenen. Beides ist detailliert und wortgewaltig. Dadurch kann man dem Autor nicht vorwerfen bei letzterem nur schockieren zu wollen. Dennoch bereiteten mir einige Szenen eine ordentliche Übelkeit. Ich finde es großartig, dass Turtle eben nicht das sympathische Opfer ist, mit dem man sich gerne identifiziert und uneingeschränkt mitfiebert. Durch das was sie durchgemacht hat, konnte aus ihr wohl kaum eine völlig normale junge Frau werden. Stattdessen verabscheut sie Frauen, traut niemandem, ist verschlossen und hat sehr widersprüchliche Gefühle zu ihrem Vater. Das zeigt zum einen, dass jedes Missbrauchsopfer anders ist und es in dem Fall kein typisches oder normales Verhalten gibt und geben sollte und zum anderen zeigt es, dass Kinder, die von ihren Eltern missbraucht werden, nicht automatisch aufhören diese zu lieben. Auch für Turtle ist das Erkennen des Unrechts ein längerer Prozess. Ich habe in einigen Kritiken gelesen, dass der Vater problematisch beschrieben ist, dass ihn einige zu sympathisch fanden. Das kann ich nicht recht nachvollziehen. Für mich ist er der abscheulichste Buchcharakter, den ich bisher kennenlernen musste. Außerdem finde ich es falsch Täter als durch und durch böse darzustellen, wenn sie doch auch in der Realität oft als unscheinbare Nachbarn, führsorgliche Eltern oder faszinierende Persönlichkeiten beschrieben werden, von denen niemand gedacht hätte, dass sie zu so etwas fähig sind. Das ist nun mal auch der Grund warum solche Taten oft viel zu spät erkannt und gemeldet werden. Fazit: Eine sehr beklemmende Geschichte, die mich an meine persönlichen Grenzen brachte. Ein sehr unbequemes Jahreshighlight 2018 an das ich sicher noch lange denken werde.

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Was würde passieren, wenn man Bear Grylls, Vladimir Nabokov, die NRA und Hanya Yanagihara einen Roman schreiben lassen würde? Wenn man ihnen auf den Weg geben würde, dass das Endprodukt nur die Bedingung erfüllen müsse, zu schockieren und kräftig reinzuknallen? Dann käme wohl so etwas dabei herum wie Gabriel Tallents Debüt Mein Ein und Alles. Ein Buch, das eine Triggerwarnung verdiente. Tallent hat ein Buch erschaffen, dessen Bewertung mir wirklich schwer fällt. Wo beginnen, wo aufhören? Wie dem Ganzen gerecht werden? Im Folgenden will ich es wenigstens versuchen. Am einfachsten fällt dabei noch die Synopse der Handlung Zusammen mit ihrem Vater lebt Julia Alveston, genannt Turtle oder Krümel, abgeschieden in den Wäldern Nordkaliforniens. Ihr Vater ist der klassische Fall eines Prepper. Er misstraut dem Staat zutiefst und bereitet sich auf den Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung vor. Er hortet Lebensmittel, Medikamente und eben auch Waffen, um sich zur Wehr zu setzen. Seine wichtigste Waffe ist dabei seine Tochter Turtle. Er trainiert sie gnadenlos und schickt sie auf Survival-Trips in die Wildnis. Bei einem dieser Überlebens-Übungen begegnet Turtle in den Wäldern zwei Jungen, die von ihren Eltern ebenfalls zur Abhärtung in der Wildnis ausgesetzt wurden. Die 14-Jährige erliegt der Anziehung eines der Jungen – was zu großen Konflikten mit ihrem Vater führt. Immer brutaler wird diese Beziehung, die von Gewalt, Anziehung, Ablehnung, Missbrauch und dem Gefühl „Wir gegen den Rest der Welt“ geprägt ist. Sein Ein und Alles wendet sich plötzlich gegen ihn – mit gewalt(tät)igen Folgen. Warum verdient dieses Buch nun eine Triggerwarnung? Dies bezieht sich klar auf die Beziehung von Julia zu ihrem Vater. Jener missbraucht seine Tochter auf vielfältige Art und Weise. Er züchtet sie als Kampfmaschine heran, vergewaltigt sie, entzieht ihr Liebe, manipuliert. Als Leser ist man ungefiltert überall mit dabei und muss miterleben, wie die Seele von Julia dabei Schaden nimmt. Verstörend dabei auch die Tatsache, dass es Tallent dabei offenlässt, inwiefern Turtle Opfer ist oder inwiefern sie diese Behandlung akzeptiert und vielleicht sogar mag. In jenen Schilderung des sexuellen und emotionalen Missbrauchs ist dieses Buch höchst übergriffig. Mit einer voyeuristischen Freude schildert Tallent den Missbrauch Turtles und ihre Gefühle und Eindrücke während dieser Attacken. Dies überschreitet des Öfteren die Grenzen des Anstands und Geschmacks. Natürlich darf Literatur auch immer Grenzüberschreitung sein – hier ist mir dieses Verstoßen gegen Tabus allerdings entschieden zu plump und durch diese zu große Nähe eben auch übergriffig geraten. Ist jene Detailfreude dort völlig fehl am Platz, weiß sie hingegen bei der Schilderung der Natur zu überzeugen. Hier ist Mein Ein und Alles wirklich enorm stark und erinnert etwa an den Roman Idaho von Emily Ruskovich. Wie Julia die Wälder durchstreift, mit welcher Benennungsstärke sie Sträucher, Farne und Bäume zu beschreiben weiß, das beeindruckt wirklich. Jene Passagen, in denen das Mädchen die Flora und Fauna ihrer Heimat durchmisst, sind unglaublich gut und wuchtig geschrieben. Sie lassen die Leser*innen tief in diese unberührte und gefährliche Natur eintauchen. Nur konstrastiert dies grell mit der emotionalen Komponente des Romans. Mein Ein und Alles ist ein Buch, das im Zwischenmenschlich häufig überreizt. Hanya Yanagihara hat es mit Ein wenig Leben vorgemacht – Gabriel Tallent macht es ihr nach. So etwas wie eine Medium-Emotionstemperatur gibt es bei ihrem Personal nicht. Alles ist (emotional) laut, kracht und raucht. Doch hier krachen nicht nur die Charaktere und Emotionen lautstark aufeinander – auch die Waffen spielen hier eine (für mich zu) große Rolle. Stellenweise liest sich dieser Roman wirklich, als würde man in einem Katalog der National Rifle Association (kurz NRA) blättern. Sturmgewehre, Bowie-Messer, Pistolen – alles was das Waffenherz begehrt, ist in diesem Roman versammelt und kommt fleißig zum Einsatz. Dabei dienen die Waffen auch meist als Lösungsmittel für zwischenmenschliche Konflikte. Das ist für mein Empfinden zu billig gelöst und enttäuscht doch sehr. Wie also diesem Buch gegenübertreten, wie bewerten? Ein Urteil fällt hier wirklich nicht leicht. Licht und Schatten, sie kommen hier zusammen und sorgen für ein heterogenes Leseerlebnis. Ich plädiere deshalb dringend für eine eigene Urteilsbildung der Leser – vorgewarnt seid ihr ja nun schon einmal. Habt ihr das Buch eventuell auch schon selbst gelesen? Und wenn ja, wie steht ihr Mein Ein und Alles gegenüber? Ich wäre auf eure Meinungen gespannt!

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Als ich im Oktober durch die Literatursendung Buchzeit auf den Roman „Mein Ein und Alles“ von Gabriel Tallent aufmerksam wurde, war ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt etwas über die zerstörerische und grenzen überschreitende Vater-Tochter-Liebe lesen wollte, weil es dort hieß, dass diese Geschichte nichts für schwache Nerven sei. Aber wie es manchmal mit Warnungen so ist, machen sie doch erst recht neugierig und so hielt ich schon bald das Buch in der Hand. Ich las es eher vorsichtig, immer auf das Schlimmste gefasst, las lange mit einer leisen Ahnung, von dem, was bei dem groben Umgang zwischen dem besitzergreifenden obsessiven Vater Martin und seiner 14jährigen, unter härtesten Bedingungen zu einer kampferprobten Waffennärrin und Überlebenskünstlerin erzogenen Tochter Julia sonst noch in dem weltabgeschiedenen Haus in den nordamerikanischen Wäldern vorgefallen sein mochte. Ich ertrug kaum die Härte und die selbst geschaffene Welt, in der diese beiden Menschen miteinander umgehen. Ihre Sprache empfand ich als unangenehm, obwohl genau diese dafür sorgt, dass die Atmosphäre einem den Magen umdreht, die Personen authentisch wirken lässt und verdeutlicht, warum die 14jährige, die sich selbst nur Turtle nennt, so denkt und handelt, wie sie es letztlich tut. Auf ihren tagelangen Streifzügen durch die Natur sucht sie Zuflucht vor ihrem gewalttätigen Vater. Sie hält Augen und Ohren offen, um Gefahren rechtzeitig zu erkennen – wie sie es von ihm lernte. Aber sie nimmt auch die Schönheit der sie dabei umgebenden Natur wahr und der Autor entführt den Leser damit auch sprachlich in eine völlig andere Welt voller schöner Naturbeschreibungen. Als Turtle jedoch Jakob bei einem ihrer Ausflüge näher kennen lernt und wahre Freundschaft erfährt, beginnt sie sich langsam aus den Klauen ihres Vaters zu lösen. Doch Martin kann und will seine Tochter, sein ‚Ein und Alles‘ nicht loslassen. „Turtle hat immer gewusst, dass andere Menschen anders aufwachsen als sie. Aber sie hatte, denkt sie, keine Ahnung, wie anders.“ (S. 251) Gabriel Tallent konnte mich mit „Mein Ein und Alles“ berühren. Er beschreibt Landschaften oder Turtles Routine der Waffenreinigung anschaulich und manchmal so ausführlich, dass es für mich persönlich auch ruhig etwas weniger hätte sein dürfen. Aber er beherrscht glücklicherweise meist auch die nötige Distanz, um Dinge vage zu beschreiben oder auch nur anzudeuten. Nichtsdestotrotz trafen mich diese Szenen und ich musste das Buch zwischenzeitlich aus der Hand legen. Aber die Geschichte ließ mich bis zum Schluss nicht los und wird mir sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. Ein besonderes Buch, nicht leicht verdaulich, aber dennoch empfehlenswert!

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Ich möchte direkt vorneweg eine Triggerwarnung aussprechen. Die Protagonistin Turtle, die eigentlich Julia heißt, wird von ihrem Vater missbraucht, körperlich wie seelisch. Wenn man diese Thematik aus irgendwelchen Gründen nicht ertragen und sich davon distanzieren kann, ist man als Leser bei dieser Geschichte falsch. Man wird bei diesem Roman trotz des wundervollen Settings kein "schönes" Leseerlebnis, dafür aber ein intensives haben. Mein Ein und Alles ist ein Buch, an das man noch lange denkt, wenn man es bereits ausgelesen hat, aber auch in den Lesepausen kann man die Geschichte nicht vergessen. Die Geschehnisse sind oft an der Grenze des Erträglichen und ich konnte es nur deswegen gut ertragen, weil ich mir immer wieder klar gemacht habe, dass dieser Roman nur eine Geschichte und kein True Crime-Buch ist. Was mir sehr gut gefallen hat, war dass so ziemlich alle Figuren in der Geschichte recht unkonventionell sind. Man erlebt keine Figuren, wie sie zu Tausenden in Romanen vorkommen, sondern sie sind alle sehr außergewöhnlich ausgearbeitet. Das ist ein großer Pluspunkt, leider findet man so etwas nicht so häufig, weil oft Klischees in Büchern verwendet werden. Auch der Schreibstil ist etwas besonderes, weil er anspruchsvoll ist. Ich habe daher etwas gebraucht, um in die Geschichte abzutauchen. Manchmal musste ich eine Passage mehrere Male lesen um sie zu verstehen, diese Mühe lohnt sich aber definitiv. Die Sprache ist etwas gehobener und manchmal habe ich mir gedacht, dass Jugendliche sich so eigentlich nicht unterhalten. Was mir aber super gefallen hat, war die bildhaften Beschreibungen der Natur, die für die Protagonistin Turtle sehr wichtig ist. Ich habe mich dadurch den Szenen sehr nahe gefühlt, das hat den schwierigen Stil wieder wett gemacht. Ich Turtle als Menschen sehr gerne leiden, auch wenn sie aufgrund ihrer Erlebnisse kein sympathischer, offener Mensch ist. Im Gegenteil, sie ist alles andere als das und stößt ihre Mitmenschen, die sich für die interessieren oft und krass von sich, aber wer kann es ihr verdenken. Wer weiß, wie wir wären, hätten wir das durchgemacht, was sie durchgemacht hat. Für mich ist sie eine starke Persönlichkeit, die trotz allem ihren Weg geht. Fazit: Wer intensive Leseerlebnisse schätzt und vor Missbrauchsthemen nicht zurückschreckt ist hier absolut richtig.

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Mein Ein und Alles von Gabriel Tallent Penguin Verlag 2018 - erschütternd und schockierend – Die 14-jährige Turtle lebt mit ihrem Vater Martin in einem verwahrlosten Haus in den Nordkalifornischen Wäldern bei Mendocino. Turtle liebt ihren Vater, doch dieser benutzt und erniedrigt sie. Die täglichen Rituale, wie das Frühstück – ein Bier für Martin, rein rohes Ei für Turtle – lassen das Kind abstumpfen. Schule ist für Turtle schrecklich, da sie Schwierigkeiten beim Lernen hat. Sie beschäftigt sich lieber mit ihren Waffen. Im ganzen Haus sind Schusswaffen und Messer deponiert. Ihre gemeinsame Zeit verbringen Vater und Tochter mit Schießübungen, Kraft- und Durchhalteübungen oder sie landet bei ihm im Schlafzimmer. Nach den ersten 50 Seiten musste ich das Buch zur Seite legen. Kopfschütteln, Verständnislosigkeit und Sprachlosigkeit haben mich beherrscht. Ich konnte die Kommunikation zwischen den beiden nicht mehr ertragen. Du Luder, du Nutte, die Schlampe …. Dann dieses Besitzergreifen des Vaters am 14-jährigen Kind … einfach nur schockierend. Doch dann lernt Turtle Jacob kennen und sie erfährt was wahre Freundschaft ist. Für Martin bricht eine Welt zusammen. Er würde sie lieber töten, als sie einem anderen zu überlassen. „Ich würde dich niemals gehen lassen … mein Ein und Alles.“ Gabriel Tallent hat mit seinem Debütroman harte Kost erschaffen. Aber genauso wie er das schreckliche Leben von Turtle beschreibt, verzaubert er mit der Beschreibung der Natur und Landschaft. Schreibt begeisternd über Himbeerfelder, Redwoodbäumen und dem Meer. Tallent sorgt dafür, dass beim Lesen Wut entsteht, dass Tränen fließen und man den Atem anhält. Für meinen Geschmack ist der Roman fast etwas zu brutal und abartig. Einige Beschreibungen des Autors haben mich richtiggehend angeekelt. Außerdem wären mir ein paar weniger „Kraftausdrücke“ lieber gewesen. Trotzdem ist die Geschichte um Turtle meines Erachtens ein Meisterwerk. Ein erschütternder und schockierender Roman mit einer außergewöhnlichen und liebenswerten Heldin. 5 Sterne

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Der Klappentext und die vielen begeisterten Stimmen haben mich sehr neugierig auf das Buch gemacht und ich war mir sicher, dass mir das Buch ebenfalls gefallen wird. Ich kann vorweg sagen, dass ich nicht zu denen gehöre, die das Buch in den Himmel loben. Der Schreibstil ist recht anspruchsvoll und das Buch lässt sich dadurch nicht so flüssig lesen. Darüber kann ich aber noch hinwegsehen. Die Dialoge der Charaktere haben mir aber überhaupt nicht gefallen und es wurden zu viele Schimpfwörter verwendet. Die derbe Sprache an sich hat mich nicht gestört, da sie zu den Charakteren gehört, aber die Schimpfwörter haben irgendwann Überhand genommen. Die Hauptfigur Turtle war mir nicht sympathisch und ich konnte keine Bindung zu ihr aufbauen. Viele ihrer Entscheidungen konnte ich nicht nachvollziehen. Dies liegt wahrscheinlich an der distanzierten Erzählperspektive der ditten Person. Erst zum Ende der Geschichte konnte sie mich ein wenig mehr überzeugen. Leider gibt es viele belanglose Szenen, die die Geschichte nicht voranbringen und ich habe mich gefragt, was der Autor damit sagen möchte. Generell ist die Geschichte sehr langsam erzählt. Es gibt viele Beschreibungen von Waffen und der Flora. Diese haben sich aber so oft wiederholt, dass sie für mich keinen Mehrwert für die Handlung dargestellt haben. Die Darstellung von Turtles Vater ist dem Autor sehr gut gelungen. Andere Charaktere bleiben dagegen blass. Fast alle Charaktere haben sich absolut falsch verhalten, aber wenn es anders gewesen wäre, dann hätte das Buch auch ein schnelles Ende gefunden. Der Schluss der Geschichte hat mir gefallen und ist meiner Meinung nach ein gelungenes Ende. Das kann den Rest der Geschichte aber nicht aufwerten. Fazit: Entweder man liebt diese Buch oder nicht. Es gibt nur sehr gegensätzliche Meinungen dazu. Generell finde ich es toll, dass sich ein Autor an so eine krasse Thematik herangetraut hat. Die Umsetzung hat mir aber leider nicht gefallen, auch wenn ich es mir so gewünscht habe.

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Julia Alveston, von allen nur „Turtle“ genannt (außer von ihrem Daddy der sie „liebevoll“ „Krümel“ nennt), 14 Jahre alt, lebt mir ihrem alleinerziehenden Vater Martin gänzlich abgeschieden in den Wäldern im Norden Kaliforniens. Turtle kennt die Wälder in ihrer Umgebung herum wie keine andere. Sie hat ihren eigenen Kompass in ihrer Seele und sie kennt hier nunmal jeden Grashalm und jeden Käfer ganz genau. Nur eines ist an Turtle anders - sie trägt immer eine Waffe bei sich. In der Schule fällt sie nur wegen ihrer schlechten Leistungen auf, sonst ist sie die Außenseiterin und schottet sich ab. Aber es gibt Menschen um sie herum die ahnen das etwas in ihrer Familie nicht stimmt. Turtles Leben verändert sich, als sie durch Zufall ihren Mitschüler Jacob näher kennen lernt. Eine wahre Freundschaft entsteht und sie merkt das sie sich aus den Klauen und Zwängen ihres Vaters befreien muss! Gabriel Tallent hat mit „Mein Ein und Alles“ sein Debüt geschrieben. Seine Geschichte strotz und quillt förmlich über vor Erschrecken, Derbheit und Gewalt. Das was er hier geschrieben hat lässt einen als Leser oft den Atem anhalten, regt zum nachdenken an und wirkt mehr als berührend - aber komplett im negativen Sinne. Schuld an dem Ganzen ist nicht die Story selbst sondern sein Sprachstil. Schonungslos, vulgär, fluchend und abstoßend wählt er seine Wortwahl und bringt dadurch auch seine Protagonisten in ein sehr besonderes Licht. Natürlich ist das so von ihm gewollt aber es ist hier einfach zu viel von allem. Gepaart mit zu vielen botanischen Details, die bisher so extrem ausufernd, geschwollen und schwadronierend sind, vergeht einem als Leser oft die Lust an der Handlung. Auch das mag alles gewollt sein, hat mich aber durch dieses Buch wirklich gequält zurück gelassen. Mir wurde durch solche Parts gänzlich die Lust am weiter lesen genommen. Irgendwann habe ich nur noch quer gelesen. Am meisten gestört hat mich der ständigen Umgang mit Flüchen und das ständige Thema Waffen und die immer währende nervige Schreibweise „er sagt..., sie sagt...“. Dieses Buch lässt die USA in so einem schlechten, bösen und „Waffen-liebend“ Land erleuchten, das es nervt. Alles wirkt zu pauschalisierend, zu einfach, zu dumm. Und das ist die USA weiß Gott nicht. Auch wenn momentan politisch ein mehr als fragwürdiger und suspekter Wind durch das Land weht. Auch wenn die amerikanische Waffenloby ihr eigenes Süppchen kocht, aber das machen andere Länder auch. Turtle wuchs mir als Leser nicht ans Herz, obwohl ich hier und da mit ihr Mitleid hatte. Ihr Vater nimmt das Wort „liebevoll“ leider zu genau und zeigt Turtle seine Liebe oft mit Begegnung im eigenen Bett die detailliert beschrieben werden. Sie ist sein Ein und Alles. Zwanghaft, Krankhaft... . Und sie wehrt sich nicht dagegen. Sie meint, sie braucht Härte im Leben. Auch wenn ihr eigener Vater ihr (körperlich und seelisch) weh tut. Das finde ich sehr verrückt! Und solche Situationen konnte ich nicht nachvollziehen. Sie haben mich abgestoßen. Ihre Auffassung ihrer Umgebung (abgesehen von der Natur) war mir einfach zu negativ und zu kühl. Die Auswahl des Namen „Turtle“ passt wiederum extrem gut zu ihr. Sie hat ihren ganz eigenen und persönlichen Panzer um sich herum wie eben eine Schildkröte - ihre Waffen, ihr Schutzschild. Sie sind ihre Abwehr und auch das macht die Erziehung von „Daddy“ Martin deutlich. Ohne Waffen geht nichts. Und auch das sie ihren Vater liebevoll „Daddy“ nennt ist ein gewisser Schutz. Ein negativer Schutz. Erst Jacob macht sie auf alles aufmerksam und durchbricht ihren Panzer. Er „knackt“ sie in ihrer harten Schale. Gabriel Tallent soll in den USA die Leserschaft „überwältigt“ und „gespalten“ haben. Kann ich gut verstehen. Wer liest schon gern über sich selbst das er seine Waffen mehr liebt als die eigene Familie bzw. werden hier viele mit der armen Turtle, aus Verständnis, mitgelitten haben - das arme Mädchen, denn hinter vorgehaltener Hand wird es solche Geschichten in der Realität mehr als genug geben. Aber, und das ist ein wichtiger Punkt, Turtle wird immer wieder Hilfe angeboten und sie lehnt sie, bis zu einem gewissen Punkt, immer wieder ab... bis Jacob kommt, der Retter in der Not. Warum also für ihre Situation Verständnis haben? Was will uns der Autor damit sagen? Tallent hat ein gewisses Talent zum schreiben, keine Frage. Aber umgehauen hat es mich nicht. Es war absolut nicht mein Buch, obwohl die Leseprobe mich total überzeugt hat und ich mich sehr auf dieses Buch gefreut habe. Aber es war leider eine ganz herbe Enttäuschung. Dieses Buch passt zur aktuellen politischen Lage der USA perfekt - keine Frage. Aber wenn man immer nur negatives über das Land der unbegrenzten Möglichkeiten hört, verliert man irgendwann das Interesse und ändert vielleicht die Sichtweise. Irgendwann ist man müde bezüglich solcher Storys... Schade, aber hierfür gibt es keine Leseempfehlung von mir.

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