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Rezensionen zu
Die nicht sterben

Dana Grigorcea

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Eine junge Bukarester Malerin kehrt nach ihrem Kunststudium in Paris in den Ferienort ihrer Kindheit an der Grenze zu Transsilvanien zurück. In der Kleinstadt B. hat sie bei ihrer großbürgerlichen Großtante unter Kronleuchtern und auf Perserteppichen die Sommerferien verbracht. Eine Insel, auf der die kommunistische Diktatur etwas war, das man verlachen konnte. „Uns kann niemand brechen“, pflegte ihre Großtante zu sagen. Inzwischen ist der Kommunismus Vergangenheit und B. hat seine besten Zeiten hinter sich. Für die Künstlerin ist es eine Rückkehr in eine fremd gewordene Welt, mit der sie nur noch wenige enge Freundschaften und die Fäden ihrer Familiengeschichte verbinden. Als auf dem Grab Vlad des Pfählers, als Dracula bekannt, eine geschändete Leiche gefunden wird, begreift sie, dass die Vergangenheit den Ort noch nicht losgelassen hat – und der Leitspruch ihrer Großtante zugleich der Draculas ist. Die Geschichte des grausamen Fürsten will sie erzählen. Am Anfang befürchtet sie, dass sie die Reihenfolge der Geschehnisse verwechseln könnte. Dann wird ihr klar: Jede Reihenfolge ergibt einen Sinn. Weil es in der Geschichte nicht um Ursache oder Wirkung geht, sondern nur um eines: Schicksal. Inzwischen aber ist es für jede Flucht zu spät. Dana Grigorcea zeichnet ein atemberaubend atmosphärisches Porträt der postkommunistischen Gesellschaft, die bis heute in einem Zwischenreich gefangen scheint. Ohne Vorwarnung führt sie ihre Leserinnen und Leser ins Herz eines Schreckens, wie ihn nur die eigene Vorstellungskraft erzeugen kann - oder der gestrenge Fürst Dracula. Eine Geschichte, für die man vielleicht mehr Hintergrundwissen über die Geschichte Rumäniens benötigt als ich es habe. Rumänien ist eines dieser Länder über das ich außer ein paar Eckdaten nichts weiß und natürlich das Dracula dort sein Unwesen getrieben haben soll. Dracula eigentlich Vlad III war ein rumänischer Fürst, der für seine Grausamkeit bekannt und gefürchtet war, da kann man schon Parallelen zum rumänischen Diktator Nicolae Ceaușescu der bis 1989 das Land regierte. Die junge Malerin, die die Sommer in dem kleinen Örtchen B. verbringt erlebt das Sterben dieses Ortes hautnah mit, mit jedem Sommer scheint der Ort noch verlassener als zuvor, die Jungen wandern aus um im Ausland ihr Auskommen und ihr Glück zu finden und kehren immer seltener in die Heimat zurück. Zurück bleiben die Alten und einige wenige Profiteure. Die Aufbruchstimmung nach dem Fall Ceausescus ist lange dahin, nicht aber Vetternwirtschaft und Korruption, Misswirtschaft und Raubbau an der Natur. In Die nicht sterben, öffnet Dana Grigorcea dem Leser den Blick auf eine Gesellschaft, die gefangen ist zwischen Aufbruch in die Zukunft und einer nicht verarbeiteten Vergangenheit. Der Geschichte zu folgen ist nicht immer einfach, die Autorin selbst sagt, dass sie die Reihenfolge der Geschehnisse verwechselt haben könnte, diese Aussage trifft auch die Ich-Erzählerin im Buch, man weiß also nie in welcher Zeit man sich als Leser gerade befindet. Am Ende zählt das aber nicht, am Ende hat man eine großartige Geschichte, die dazu animiert sich näher mit der Geschichte Rumäniens zu befassen und man muss gewillt sein, Zusammenhänge zu sehen, wo auf den ersten Blick keine zu erkennen sind. Man darf keinen Horrorschmöker erwarten, auch wenn die Fantasyelemente im Buch einen recht großen Raum einnehmen. Bei Die nicht sterben, handelt es sich eher um einen gesellschaftskritischen Roman mit großem Unterhaltungswert.

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Reizen tut uns die Lektüre, hat man schon oft die vielen Schlagwörter gehört die sich in diesem Roman niederschlagen wie Walachei, dass wir alle ab und an in den Mund nehmen und auf einen verlassenen Landstrich referenzieren oder auch der berühmte Dracula, den wir dank Bram Stoker sogleich als Vampir vor dem eigenen inneren Auge sehen. Dana Grigorcea, die selbst in Burakest geboren wurde (1979) und nun in der Schweiz ihre Heimat gefunden hat schrieb mit ‚Die nicht sterben‘ einen Roman der sich in keine bekannte Schublade pferchen lässt. Der Roman mag nirgends so recht hineinpassen. Hochliterarisch durch gute Prosa und viele Metareferenzen wird es zur guten Literatur. Die Vampirin gibt dem ganzen einen grotesk abgefahrenen Trashtouch á la Tarantino. Und dann noch die historischen Abrisse Rumäniens in die ferne und die nahe kommunistische Vergangenheit geben dem ganzen ein historischen Anklang. Die preisgekrönte Autorin schickt ihre Protagonistin, eine junge Malerin aus Bukarest zurück in ihre Kindheitserinnerungen der Sommerfrische in ein kleines Dorf am Rande Transsilvaniens. Dort verbringt sie mit ihrer Tante erneut einen Sommer in dem sich vieles ereignet. Nicht nur findet man in der Familiengruft die Leiche eines Jugendfreundes sondern das auch gleich auf dem Grab von Vlad dem Pfähler. Der lokale Bürgermeister, der wie ein Fähnlein im Winde sich schon unter kommunistischer Führung bereichert hat, auch nun große Pläne schmiedet um einen Dracula-Park zu errichten. Und in diese Geschichte gebettet, wird die Protagonistin zur Vampirin und fliegt über die Wälder und das Blut fließt. Es hört sich schräger an als es ist, kann man doch nachvollziehen, wie sie sich den Ereignissen hingibt. Genauso lernt der Leser aber auch was es mit Vlad, dem Pfähler auf sich hatte im 15. Jahrhundert. Diese Passagen haben mir persönlich am allerbesten gefallen und mich ungemein historisch bereichert. Was mich eher ratlos zurück lies, waren einige Stellen, an denen ich ohne Drittwissen nicht weitergekommen wäre. Denn, dass Jonny ein bekannter Fleischschmuggler im Ostblock war konnte ich nicht ahnen. Oder gar drei Seiten Tischgespräch auf Latein ohne Übersetzungshilfe, da muss ich passen. Nun ihr seht, meine Frage zu Beginn: Für wen ist dieses Buch geschrieben? Diese Frage ist und bleibt unbeantwortet, da es einerseits vielfältig, andererseits absurd und abgehoben ist und zugleich faszinierend gutgeschrieben. Ja, dass muss man der Autorin definitiv zugutehalte, sie schreibt großartig und es liest sich gut. Dana Grigorcea hat ein Händchen für die Wörter. Selbst bei harten Themen ist ein ironischer Unterton zu hören wie auf Seite 177: „"Ja, mutig sind die Menschen nur mit den Schwachen, den Mächtigen aber setzen sie nichts entgegen. Ist das gerecht?" Ich hätte es nicht missen wollen. Machen sie alle ihre Genre-Schubladen zu und lesen sie mal rein. Ich wäre gespannt was Sie dazu meinen! Und wenn es tröstet, es sind keine 300 Seiten.

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Die nicht sterben" von Dana Grigorica Inhalt: Eine junge Bukarester Malerin kehrt nach dem Kunststudium in Paris in den Ferienort (B.) ihrer Kindheit bei Transilvanien zurück. Die kommunistische Diktatur, war dort zwar aktiv aber für die Menschen in ihrem Alltag nicht besonders wichtig. Inzwischen sind sowohl der Kommunismus als auch die goldene Zeit jenes Ortes vorbei. Perspektivlosigkeit und Verzweiflung der jungen Einwohner stehen dem einfachem Leben und der schönen Natur gegenüber. Das Unheil kommt mit dem Fund einer Leiche - übel zugerichtet wie vom Fürsten der Finsternis. Bewertung: Wer jetzt aber Vampire und einen Horrorschmöker erwartet, ist auf dem falschen Dampfer. Vielmehr werden Diktatoren und Vampire literarisch gleichgestellt und, das sei gesagt, Dana Grigorcea gelingt die Umsetzung meisterhaft. Mir ist beim Lesen der ein oder andere (wohlige) Schauer über den Rücken gelaufen. Dana Grigorceas ist mit ihrem Roman ein seltenes Kunststück gelungen. Sie hat in einem recht dünnen Buch mehrere Genre vereint : ein Märchen, einen Krimi und dabei hat sie, wie nebenbei, auch noch ein düsteres Gesellschaftsporträt geschaffen. Man muss genau aufpassen beim Lesen, denn die Mischung kann mitunter etwas verwirrend sein, was mir aber durchaus gewollt erscheint. Sprachlich ist dieses Buch einfach eine Freude. Facettenreich, stilsicher und eingängig. Wer also einmal einen ungewöhnlichen zeitgenössischen Gesellschaftstoman mit dem gewissen Etwas lesen möchte, der kann getrost zu diesem wunderbaren Buch greifen. 5 von 5 ⭐

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Normalerweise gebe ich an dieser Stelle immer meine eigene Zusammenfassung wieder, in diesem Fall möchte ich jedoch den Klappentext des Verlages wiedergeben, da gerade dieser mich so nachdrücklich angesprochen hat und ich dieses Buch unbedingt lesen wollte! Klappentext des Verlages: „Eine junge Bukarester Malerin kehrt nach ihrem Kunststudium in Paris in den Ferienort ihrer Kindheit an der Grenze zu Transsilvanien zurück. In der Kleinstadt B. hat sie bei ihrer großbürgerlichen Großtante unter Kronleuchtern und auf Perserteppichen die Sommerferien verbracht. Eine Insel, auf der die kommunistische Diktatur etwas war, das man verlachen konnte. „Uns kann niemand brechen“, pflegte ihre Großtante zu sagen. Inzwischen ist der Kommunismus Vergangenheit und B. hat seine besten Zeiten hinter sich. Für die Künstlerin ist es eine Rückkehr in eine fremd gewordene Welt, mit der sie nur noch wenige enge Freundschaften und die Fäden ihrer Familiengeschichte verbinden. Als auf dem Grab Vlad des Pfählers, als Dracula bekannt, eine geschändete Leiche gefunden wird, begreift sie, dass die Vergangenheit den Ort noch nicht losgelassen hat – und der Leitspruch ihrer Großtante zugleich der Draculas ist. Die Geschichte des grausamen Fürsten will sie erzählen. Am Anfang befürchtet sie, dass sie die Reihenfolge der Geschehnisse verwechseln könnte. Dann wird ihr klar: Jede Reihenfolge ergibt einen Sinn. Weil es in der Geschichte nicht um Ursache oder Wirkung geht, sondern nur um eines: Schicksal. Inzwischen aber ist es für jede Flucht zu spät.„ Fazit: Mit dem Buch „Die nicht sterben“ liebäugele ich, seitdem ich die Literaturvorschauen für das Frühjahr 2021 durchgeschaut habe. Nun hatte ich das Glück bei einer Leserunde auf der Plattform Lovelybooks ausgelost zu werden und dieses Buch mit vielen anderen zu lesen und zu besprechen. Vor allem bestand auch die Möglichkeit der Autorin zu ihrem Buch Fragen zu stellen. Ja, und das war diesmal auch sehr hilfreich, denn Dana Grigorcea hat mit ihrem Werk ein sehr anspruchsvolles, an manchen Stellen nicht immer ganz verständliches Werk vorgelegt. Durch die Leserunde und auch durch Antworten der Autorin konnte ich mir das Buch nach und nach ganz gut erschließen und es wurde so greifbarer. Trotz alledem hat dieses Buch die Leserunde doch sehr stark polarisiert. Es ist auf keinen Fall ein Buch `so eben mal für zwischendurch`, sondern konzentriertes lesen ist schon angesagt. Mir persönlich hat die Geschichte ausgesprochen gut gefallen. Vor allem die herrlich wortgewandte und bildhafte Sprache der Autorin hat mich sehr angesprochen. Ich sehe Dana Grigorcea als begnadete Geschichtenerzählerin, die vor allem eine sehr einfühlsame und sehr genaue Beobachterin ist. Gerade die historische Erzählung von „Vlad III“, wie sie diese Nacherzählung in den Roman hinein gewoben hat war erstaunlich. Letztlich steht Vlad III / Graf Dracula quasi als Metapher für einen starken Führer, nachdem sich das `Volk` so sehnt. Tolle Idee der Autorin! Auch weißt die Geschichte – trotz aller Grausamkeiten – durchaus auch humorvolle Stellen auf und ich musste mehrfach schmunzeln und lachen. Witzig fand ich auch, dass die Autorin immer wieder kleine Easter Eggs in den Kapiteln versteckt hat – in Anspielung auf „Dracula“ von Bram Stoker. Dana Grigorcea zeichnet uns Lesern ein atemberaubendes Porträt der postkommunistischen Gesellschaft Rumäniens, die sich quasi bis heute in einem „Zwischenreich“ befindet, was mir persönlich vom Motiv her sehr gut gefallen hat. Das wird durch die schnellen Wechsel von „Fiktion und Realität“ deutlich gemacht; verlangt aber den Lesern auch einiges an Fantasie ab. Zum einen bei der Interpretation der Geschichte, aber auch wenn wir mit der Ich-Erzählerin durch die Lüfte schweben. Mit „Margot“- die Tante der Ich-Erzählerin – hat Dana Grigorcea eine wunderbare Protagonistin geschaffen. Ich habe sie regelrecht bildhaft vor Augen, wie sie diesen Satz herausbringt, der vieles in diesem Roman trefflich beschreibt: „Der Kommunismus habe die Menschen verstümmelt, ihnen jeden Sinn für das Schöne und Gute genommen.“ Dana Grigorceas erzählt eine tiefgründige, schaurige aber auch humorvolle Geschichte, bei der zum Schluss alle losen Fäden einen stimmigen Abschluss finden!

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„Ach, Pfähler! Herrscher! Kämst du doch! Mit harter Hand zu richten!“ (Mihai Eminescu) ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ Ein kleines rumänisches Bergdorf, nahe Transsilvanien: Hier hat die namenlose Erzählerin bei ihrer mondänen Großtante "Mamargot" jahrelang die Ferien verbracht. Die Gäste, die Diskussionen, das Lachen, das Klirren der Gläser, die Villa und der prächtige Garten… Eine Atmosphäre, die Sehnsucht erzeugt, in die man am liebsten ganz und gar eintauchen und nie mehr hervorkommen möchte. Gleichzeitig ahnt man schon, dass hier stark verklärt wird - immer wieder wird die kommunistische Diktatur erwähnt, der sich auch das idyllische Dörfchen B. nicht entziehen konnte. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ "Jene Jahre bedeuteten mir das, was ich mit "früher" bezeichnen würde, wo doch Margot mit "früher" immer das andere, Zivilisierte gemeint hatte, die Zeit vor der Diktatur, vor dem Krieg. Und ich sah ein, dass sich für mich beide "früher" vermengten." - S. 87 ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ Von Anfang an liegt aber auch etwas Gruseliges in der Luft - denn die Erzählerin, die Jahre später ins Dorf zurückkehrt, möchte mit ihrem Bericht vor allem die Hintergründe eines ganz besonderen Ereignisses beleuchten: auf dem Grab von Vlad dem Pfähler, besser bekannt als Dracula, wurde eine Leiche entdeckt. Ganz B. ist in Aufruhr und es dauert nicht lange, bis die Ersten versuchen, aus dem grausigen Fund Kapital zu schlagen. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ "Die nicht sterben" von Dana Grigorcea greift die Themen soziale Benachteiligung, Chancenungleichheit sowie die kommunistische Diktatur in Rumänien auf und verknüpft sie mit der Geschichte von Vlad dem Pfähler, der im Land bis heute trotz seiner martialischen Methoden als Held verehrt wird. Während die Erzählerin zunächst in malerischen Erinnerungen schwelgt, wird ihr mehr und mehr bewusst, wie prekär die Situation des Dorfes damals war und nach wie vor ist - Korruption und Machtmissbrauch endeten nicht mit der Diktatur, sondern wirken fort. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ Ich könnte zu diesem Buch noch viel, viel mehr sagen, aber das würde wohl den Rahmen sprengen, deshalb: Ich habe noch nie etwas vergleichbares gelesen. "Die nicht sterben" ist extrem spannend, atmosphärisch, irgendwie bizarr und unbedingt lesenswert!

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Selten hat mich ein Roman einerseits so verwirrt und verstört, andererseits so fasziniert und in seinen Bann gezogen wie Dana Grigorceas „Die nicht sterben“. Lange wusste ich nicht, wohin mich die Geschichte führen würde und konnte trotzdem nicht aufhören, zu lesen. Eine Künstlerin kehrt in das Dorf B. in Rumänien zurück, irgendwo an der Grenze zu Transsilvanien. Viele Kindheitserinnerungen verbinden sie mit dem alten Haus ihrer Großtante, die sie nur „Mamargot“ nennt und zu der sie ein enges Verhältnis hat, während der Roman die Beziehung der Protagonistin zu ihren Eltern bewusst ausspart. Der Kommunismus ist Vergangenheit, seine Auswirkungen aber deutlich spürbar. Die Ich-Erzählerin lässt uns teilhaben an Erlebnissen aus der Vergangenheit und ihre Erinnerungen an sie, wie auch an all das, das sie nun erlebt, als sie heimkehrt, an diesen Ort, der sich natürlich sehr verändert hat im Laufe der Zeit. Viele Kindheitsfreunde sind weggegangen, nur wenige sind geblieben. Und dann wird irgendwann eine übel zugerichtete Leiche gefunden und Dracula kommt ins Spiel, bzw. Vlad der Pfähler, auf den die Legende um Graf Dracula zurückgeht. Er soll ein grausamer und unerbittlicher Herrscher gewesen sein, der kurzen Prozess machte mit allen, die sich ihm widersetzten. Die Schilderungen der von ihm bevorzugten Art der Hinrichtung, des Pfählens, die im Roman zu finden sind, sind nichts für zarte Gemüter. Über die Handlung viel zu sagen, ist schwierig, und ich lese das Buch so, dass das ganze Drumherum, die ausgefeilte Sprache, der sehr geschliffene Ton, die teils unheimliche Atmosphäre, die über allem liegt, mindestens genauso wichtig sind, wie das, was auf der Plotebene passiert. Ansonsten bleibt Vieles vage und verschwommen, irgendwo zwischen Realität und Traum. So erfahren wir auch wenig über die Ich-Erzählerin an sich, außer ein paar biographischer Daten, doch wie sie eigentlich wirklich ist, ihr Charakter, was sie sonst noch umtreibt, bleibt einigermaßen im Dunkeln – und das ist wiederum im Dienst der Geschichte, in der alles so schwebend-verwirrend ist. Und das, obwohl die Erzählerin die Leser*innen direkt anspricht und das Erzählte teilweise kommentiert und auch erklärt, warum sie was auf welche Weise erzählt. „Die nicht sterben“ ist einer dieser Romane, bei denen ich nach Beenden der Lektüre denke, dass ich ihn gleich noch einmal lesen sollte und möchte, um auf die Suche zu gehen nach dem, was mir beim ersten Mal vielleicht entgangen ist. Der Roman hat viele Ebenen. Auf der einen Seite ist es eine Familiengeschichte, auf der anderen schreibt Grigorcea nicht nur über die Untoten an sich, sondern auch über das Untote in der Gesellschaft, über den Umgang mit der Vergangenheit, die immer auch in der Gegenwart spürbar bleibt, die sich nicht „begraben“ lässt. Es geht um das heutige Rumänien, doch was hier gilt, gilt auch für andere Gesellschaften, in denen Klassenunterschiede dafür sorgen, dass viele auf der Strecke bleiben. Und all das findet gleichzeitig auf einer großen, umfassenden Ebene statt wie auch im Kleinen, wenn es um die Erlebnisse der Protagonistin und ihr Umfeld geht. Interessant ist auch, was über den Umgang mit dem Tod und den Verstorbenen in Rumänien zu lesen ist. So ist „Die nicht sterben“ tatsächlich eines der verwirrendsten Bücher, die ich vermutlich je gelesen habe, eines, das mir einige Rätsel aufgibt. Eines, das mir eigentlich in Teilen viel zu brutal ist, das mich in besonderem Maße selbst Antworten finden lässt auf meine Fragen oder mich animiert, diese Fragen einfach offen zu lassen. Eines, das durch seine unheimliche Atmosphäre in den Bann zieht. „Die nicht sterben“ ist ein ganz besonderer Roman, der in Sprache in Ton überzeugt, der viele Themen zusammenbringt, so geheimnisvoll wie faszinierend und sicher eines meiner Highlights dieses Jahr.

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