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Rezensionen zu
Die Telefonzelle am Ende der Welt

Laura Imai Messina

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€ 20,00 [D] inkl. MwSt. | € 20,60 [A] | CHF 27,90* (* empf. VK-Preis)

Emotional und berührend

Von: Laura

23.06.2021

„Die Telefonzelle am Ende der Welt“ ist von einer wahren Geschichte inspiriert. Von Tokio aus ist es ein Tagesausflug zum Garten mit der Telefonzelle am Ende der Welt, das sogenannte Telefon des Windes. Jährlich reisen bzw. pilgern Menschen dahin um den Hörer abzuheben und dem Wind zu lauschen, sowie den Stimmen der Vergangenheit. Das Telefon wird benutzt um ein letztes Mal mit verstorbenen Angehörigen zu reden. Die Protagonistin Yui reist nach dem Tsunami 2011 dorthin. Sie hat bei der Naturkatastrophe ihre Mutter und Tochter verloren. In dem Garten trifft sie Takeshi, welcher seine Frau verloren hat. Beide versuchen ihre Traumata zu überwinden und weiterzuleben. Das Buch ist sehr emotional. Man erfährt als Leser*in einige verschiedene Schicksale und trifft viele Charaktere, welche alle versuchen mit dem Verlust klar zu kommen. Das Thema Trauern und der Umgang mit Verlust ist ein Schwerpunkt im Buch und mit Liebe zum Detail beschrieben. Schon alleine der unterschiedliche Umgang von Yui und Takeshi mit dem Telefon zeigt zwei der möglichen Formen des Umgangs mit Verlust. Nach jedem Kapitel der Geschichte folgt ein kurzes Kapitel, welches eine Besonderheit aufgreift. Beispielsweise was in die Frühstücksbox gepackt wird oder die Adresse einer Buchhandlung. Der Schreibstil ist fließend und ruhig. Jedoch besitzt das Buch nur wenig Bildsprache und bezieht sich mehr auf die emotionen Ebene. Der Spannungsbogen verläuft langsam, dies schadet jedoch der Geschichte nicht. Insgesamt gebe ich dem Buch 4 von 5 Sterne. Eine ruhige Geschichte, die dem/der Leser*in die japanische Kultur nähe bringt und eine Bandbreite an Gefühlen auslöst. Vor allem solltet ihr in diesem Buch auch das Nachwort der Autorin lesen.

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Yui und Takeshi sind ‚Überlebende‘: Ein winziger, dunkler Schatten zeichnet ihre beiden Gesichter und deshalb erkennen sie einander, als sie am Hang des Kujirayama aufeinandertreffen. Sie wollen ‚Bell Gardia‘ besuchen, das von Suzuki-san gehütet wird, und erhoffen sich Trost von der ‚Telefonzelle des Windes‘. Und sie kommen immer wieder! Man erfährt nicht nur ihre Schicksale, sondern auch die der anderen Besucher. (Und alle gehen gewaltig unter die Haut!) Viele davon gehen auf den Tsunami im März 2011 zurück! Begeistert haben mich die Einschübe nach jedem Kapitel mit reinen Informationen (wie z.B. über die japanische Tradition, der Mutter nach der Niederkunft den Rest der Nabelschnur zu überreichen.) Auch sonst erfährt man viel Wissenswertes über Japan: die verschiedenen Feste mit ihren Bedeutungen, das Schriftsystem, die typischen Speisen und Schleckereien usw. (Im anschließenden Glossar ist alles noch einmal ausführlich erklärt.) Aus diesem Grund bietet dieser Roman auch eine bezaubernde Möglichkeit, Japan und die japanische Lebensweise (besser) kennenzulernen! Mich hat dieses Buch tief berührt! Mit seiner klaren Sprache erinnerte es mich an die feinen Pinselstriche japanischer Maler: kraftvoll, aufs Wesentliche beschränkt und doch voller Bedeutung! Ich kann es nur empfehlen!

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Aufhänger des Buches ist das sogenannte Windtelefon in einem Garten in Ôtsuchi an der Küste Nordostjapans. Das ehemalige Telefonhäuschen, dessen Telefon sichtbar nicht angeschlossen ist, wird von Hinterbliebenen der Tsunami-Katastrophe genutzt, um nach japanischer Sitte mit den Verstorbenen zu reden. Protagonistin Yui ist zu Beginn der Geschichte 31 Jahre, Radiomoderatorin und stößt durch einen ihrer Beiträge auf die Telefonzelle, in dem sich Betroffene den Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen von der Seele reden können. „Verlust“ ist auch ihr persönliches Thema, denn sie ist ebenfalls eine Betroffene: Am 11. März 2011 hat sie Mutter und Tochter verloren. Auch Yui muss nach der Katastrophe gemeinsam mit anderen Überlebenden monatelang auf engstem Raum in einer Sporthalle ausharren, bis sich ihr neue Perspektiven eröffnen. Doch selbst Jahre nach dem Unglück kann sie den Anblick des Meeres nicht ertragen, weil sie in diesen Momenten wieder die Zustände nach dem Ende des Tsunami und der anschließenden Brände vor sich sieht – die Leichen, den Unrat, die Zerstörung. Im Gegensatz zu Takeshi betritt sie die Telefonzelle im „Bell Gardia“ am Hang des Kujirayama in Ôtsuchi an der Küste Nordostjapans nicht, sondern schlendert nur durch den Garten. Sie hat (noch) keinen Mut, sich der Vergangenheit zu stellen, schöpft hier aber dennoch Kraft zum Leben. Protagonist Takeshi Futjita-San ist 37 und Chirurg in Tokio. Er hat seine Ehefrau aufgrund einer Krebserkrankung verloren und kümmert sich jetzt (gemeinsam mit seiner Mutter) um die 3-jährige Tochter Hana, die seit dem Tod der Mutter kein Wort mehr gesprochen hat. Dass sich Yui und Takeshi durch die Telefonzelle und ihre (gemeinsame) Verarbeitung der Trauer näherkommen werden, ahnt der Leser/Hörer schon sehr schnell. Aber dass solche Neuanfänge eben Zeit brauchen, sich schleichend vollziehen und man Mut braucht, um einen Neuanfang zu wagen, zeigt die Autorin auf sehr einfühlsame, leise Weise. Der Leser lernt in "Die Telefonzelle am Ende der Welt" unzählige Menschen kennen, die Schuldgefühle haben, weil sie im Gegensatz zu ihren Lieben überlebt haben. Menschen, die lernen müssen, mit Verlusten fertigzuwerden und nach vorn zu blicken. Menschen, die mit ihrer Wut klarkommen müssen, weil ihr Partner ums Leben gekommen ist und sie nun mit ihren Problemen und Sorgen allein dastehen. Die „Gespräche“ über das nicht angeschlossene Telefon entpuppen sich dabei vielfach als sehr heilsam, weil sie sich ihre Gefühle von der Seele reden können. Die Telefonzelle hilft den Betroffenen, sich an die Endlichkeit der Dinge zu gewöhnen – gerade denen von der Naturkatastrophe betroffenen Hinterbliebenen, die sich auf ihren Verlust ja nicht vorbereiten konnten. Obwohl die Autorin keine sehr bildhafte Sprache verwendet, um die Umwelt zu beschreiben, und dem Zuhörer die entsetzlichen Details im Nachgang der Naturkatastrophe erspart, ahnt man, wie entsetzlich die Zustände damals gewesen sein müssen. Wie es war, monatelang auf sechs Quadratmetern in Sporthallen zu leben, keine Privatsphäre zu haben und die Trauer der anderen hautnah mitzuerleben. Im Gegensatz dazu schaut die Autorin aber sehr genau hin, wenn es um die unterschiedlichen Arten von Trauer und Abschiednehmen geht. Mit poetischer Schönheit und Liebe zum Detail beschreibt Messina dabei, wie zerbrechlich die Herzen und Seelen der Menschen sind, wie sie aber auch heilen können und wie die einzelnen Figuren langsam Zuversicht entwickeln und neue Stärke finden. Der Leser glaubt das Leid und den Schmerz derer schier mitempfinden zu können, die die Telefonzelle aufsuchen. Dabei ist das Buch aber auf keiner Seite deprimierend oder voller Gefühlsüberschwänge. Im Gegenteil. Die Hoffnung scheint dank der klaren Sprache immer wieder durch – ob durch die Schönheit des „magischen“ Gartens Bell Gardia, in dem sich die Telefonzelle befinden, durch die Liebe zur Musik und zu geselligem Essen oder durch die Begegnungen und den Austausch mit anderen. Gespickt sind viele Kapitel mit amüsanten, nachdenklich machenden, hintergründigen Listen und Erläuterungen, die den Leser mit Dingen vertraut machen, die für die Figuren und die japanische Kultur und Gesellschaft relevant sind und den Inhalt des jeweiligen Kapitels ergänzen bzw. erläutern. So erfahren wir z. B. die zehn intensivsten Erinnerungen Takeshis an seinen Vater oder Dinge, die Takeshis Frau Akiko tat, wenn sie sich über ihren Mann ärgerte. Wir erfahren die Songs, die in der Radiosendung gespielt wurden, in der Yui Trauernde interviewt hat, oder lernen ihre Lieblingssongs aus dem Genre des Bossa Nova kennen. Wir erfahren, welche Süßigkeiten Yui und Hana auf dem Rückweg nach Tokio kaufen und welche Kleidung Yuis Mutter und ihre kleine Tochter am Tag der Naturkatastrophe trugen. Und wir lernen auch die Tradition kennen, Müttern nach der Geburt die Nabelschnur zu überreichen, weil diese Glück bringt. Mein Fazit: Ein berührendes Buch für alle, die schöne, ruhige, poetische Literatur lieben. Aber auch für Menschen, die einen Verlust erlitten haben und sich verzweifelt fragen, wie man mit der „Leerstelle“ umgehen und wie man weiterleben bzw. wieder leben kann.

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Um was geht es? Die Radiomoderatorin Yui hat beim Tsunami von 2011 ihre Mutter und ihre kleine Tochter verloren. Ein paar Jahre später hört sie von einer Telefonzelle, die in einem Garten am Meer steht. Sobald man den Hörer abnimmt, hört man den Wind und wenn man ganz genau lauscht, kann man auch die Stimmen der verstorbenen Angehörigen hören und mit ihnen sprechen. Auch Yui macht sich auf den Weg zu dieser Telefonzelle, ohne selbst zu wissen, was sie von der Reise erwartet. Dort trifft sie den Arzt Takeshi, der auch mit Schatten aus der Vergangenheit zu kämpfen hat. Die beiden sind sich auf Anhieb sympathisch und sie beschließen, regelmäßig zusammen den Garten zu besuchen. Gemeinsam finden sie einen Weg, wieder Lebensmut zu schöpfen. Als ein Unwetter droht den Garten und die Telefonzelle zu zerstören, zögert Yui nicht lange und macht sich auf, um das Telefon des Windes zu retten. Mein Fazit: Laura Imai Messinas Schreibstil ist genauso unaufdringlich wie das Cover. Das Erzähltempo ist sehr locker und hat mich immer wieder Mal aus dem Alltagstrott rausgeholt, um inne zu halten. Kleine Aussagen und Einsichten haben mich oftmals dazu eingeladen, meine eigenen Gedanken schweifen zu lassen. Ein total inspirierendes Buch! Eine ganz klare Leseempfehlung von mir!

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Meine Meinung zur Autorin und Buch Eine sehr Emotionale und wunderschöne Geschichte, über den Verlust und die Trauer geliebter Menschen. Sehr Einfühlsam und mit viel Fingerspitzengefühl, hat die Autorin diesen Roman geschrieben. Es geht um die Verarbeitung der Trauer, um neuen Mut zu Schöpfen für einen Neuanfang, den das Rad der Welt dreht sich unaufhörlich weiter, und nimmt keine Rücksicht auf unsere Gefühle, den unendlichen Schmerz. Das alles hat die Autorin so wunderbar erzählt, eine Roman der einem die Kraft und Zuversicht wiedergegeben kann. So eine Telefonzelle wünschen sich bestimmt viele, es ist aber auch ein Zeichen auf die innere Stimme zu hören, und dem Wind und Gesang der Vögel zu lauschen. Mich hat die Geschichte rund um Yui und den Arzt Takeshi, sehr berührt.

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Trauer und Verlust

Von: Ariettas Bücherwelt aus Traben-Trarbach

07.06.2021

Inhaltsangabe Der internationale Bestseller ∞ Inspiriert von einer wahren Geschichte Eine Tagesfahrt von Tokio entfernt steht in einem Garten am Meer einsam eine Telefonzelle. Nimmt man den Hörer ab, kann man dem Wind lauschen – und den Stimmen der Vergangenheit. Viele Menschen reisen zu dem Telefon des Windes, um mit ihren verstorbenen Angehörigen zu sprechen und um ihnen die Dinge zu sagen, die zu Lebzeiten unausgesprochen blieben. So kommt eines Tages auch Radiomoderatorin Yui an den magischen Ort. Im Tsunami von 2011 verlor sie ihre Mutter und ihre kleine Tochter. Yui lernt in dem Garten den Arzt Takeshi kennen, auch er muss ein Trauma verarbeiten. Die beiden nähern sich an, gemeinsam schöpfen sie neuen Mut. Und erlauben sich zum ersten Mal, dem Leben einfach seinen Lauf zu lassen. Ganz gleich, was es für sie vorgesehen hat ... Meine Meinung zur Autorin und Buch Eine sehr Emotionale und wunderschöne Geschichte, über den Verlust und die Trauer geliebter Menschen. Sehr Einfühlsam und mit viel Fingerspitzengefühl, hat die Autorin diesen Roman geschrieben. Es geht um die Verarbeitung der Trauer, um neuen Mut zu Schöpfen für einen Neuanfang, den das Rad der Welt dreht sich unaufhörlich weiter, und nimmt keine Rücksicht auf unsere Gefühle, den unendlichen Schmerz. Das alles hat die Autorin so wunderbar erzählt, eine Roman der einem die Kraft und Zuversicht wiedergegeben kann. So eine Telefonzelle wünschen sich bestimmt viele, es ist aber auch ein Zeichen auf die innere Stimme zu hören, und dem Wind und Gesang der Vögel zu lauschen. Mich hat die Geschichte rund um Yui und den Arzt Takeshi, sehr berührt.

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Zunächst zur Aufmachung: Das Cover von "Die Telefonzelle am Ende der Welt" von Laura Imai Messina ist wunderschön, meiner Meinung nach! Minimalistisch, zart, sanft und es zeigt die wahre Telefonzelle, auf der die Handlung beruht. Denn dieser Ort der Zuflucht existiert wirklich. Ich habe mich für das Rezensionsexemplar beworben, nachdem ich kleinere Dokus und Berichte darüber gesehen habe. Aber eben weil ich wusste, dass es sich um wahre Begebenheiten handelt, hatte ich anfangs gezögert, denn solche Themen gehen mir sehr nah und bei manchen Büchern dieser Art hat es mich dann geärgert, wenn damit zu lasch oder oberflächlich umgegangen wird. Aber meine Bedenken waren unbegründet, Laura Imai Messina hat mit diesem Roman einen wunderschönen Tribut für die Telefonzelle und ihre Schöpfer geschaffen. Im Mittelpunkt steht Yui Hasegawa, welche während des verheerenden Tōhoku-Erdbebens und des folgenden Tsunamias ihre Mutter und ihre kleine Tochter verloren hat. Nachdem sie über einen anderen Hinterbliebenen von dem "Telefon des Windes" erfährt, macht sie sich auf zum Garten von Suzuki-san, in dem die Telefonzelle steht. Dort trifft sie nicht nur auf Takeshi, welcher seine Frau verloren hat, sondern auch auf andere Menschen jeglichen Alters, welche auf die ein oder andere Weise ihre Liebsten verloren haben. Viele so wie Yui durch die Katastrophe 2011. Hierzulande verbinden die meisten diese Jahreszahl mit dem Super-GAU im Atomkraftwerk von Fukushima, aber Messina wollte mit diesem Buch bewusst das Augenmerk auf die Opfer des Tsunamis legen. Daher handeln viele Kapitel von Yuis Erfahrungen direkt nach dem Tsunami und in der Notunterkunft. Die einzelnen Schicksale berühren sehr. Im Mittelpunkt stehen hauptsächlich Yui und Takeshi sowie ihre gegenseitige Annäherung, aber auch die anderen Charaktere hat die Autorin mit Nachdruck in die Handlung eingewebt. Der Aspekt des Sprechens ist dabei unbestreitbar vor allem eins: Heilung und Loslassen. Verarbeiten des Traumas und des Verlusts. Die meisten Besucher*innen des Gartens wollen mit toten Angehörigen sprechen, aber es gibt auch einen jungen Mann, der durch das Telefon des Windes mit seinem Vater spricht, der noch am Leben ist, jedoch seine Frau an den Tsunami verloren hat und seitdem nicht mehr derselbe ist. Die Entwicklung und Heilung der Nebencharaktere hat mir fast noch besser gefallen als die der Protagonisten. Die Wege zur Heilung sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Besonders hervorzuheben ist die Gestaltung des Buches: Die Handlung ist in zwei Teile aufgeteilt und alle Kapitel sind sehr kurz. Dadurch hat sich das Gefühl eingestellt, nur so durch die Seiten zu fliegen. Denn neben der eigentlichen Handlung gibt es alle zwei Kapitel Ergänzungen in Form von genauen Beschreibungen, Auflistungen, Erinnerungen, Playlists, Wörterbucheinträgen oder Zitaten, z. B. aus der Bibel, oder auch Erklärungen japanischer Traditionen. Diese Gestaltung ist sehr kurzweilig und war für mich als Japan-Fan sehr bereichernd. Auch führt sie der Leserschaft das eigentliche Ausmaß des Tōhoku-Erdbebens vor Augen. Für die zahlreichen japanischen Begriffe enthält das Buch am Ende ein Glossar und auch das hat mich sehr gefreut. Besonders bei übersetzten Büchern oder denen, die aus anderen Kulturen stammen, ist es manchmal besser, das jeweilige Wort zu erklären. Denn häufig geht eben vieles in der Übersetzung verloren oder es lässt sich schlichtweg nicht übersetzen. Judith Schwaab bringt den wunderschönen, einfühlsamen und bildgewaltigen Stil Messinas sehr gut rüber. Ich bin nur an ein, zwei Stellen etwas gestolpert. Leider hat sich am Ende die Beziehung zwischen Yui und Takeshi ausgesprochen schnell entwickelt und ich hatte auch nicht wirklich das Gefühl, einige ihrer Entscheidungen nachvollziehen zu können. Fast war es, als ob da regelrecht Löcher in der Handlung waren, die mein Kopf dann versucht hat zu füllen. Nichtsdestotrotz ist "Die Telefonzelle am Ende der Welt" ein sehr berührendes Buch, welches mir mehrmals die Tränen in die Augen getrieben hat. Und es ist eine Möglichkeit, westliche Leser*innen mehr über das Tōhoku-Erdbeben erfahren zu lassen, dessen Nachbeben im weiteren Sinne bis in die Gegenwart reichen. Daher vergebe ich 4 von 5 Sternen an den Roman. Gut finde ich auch, dass die Autorin am Ende des Buches bemerkt, dass das echte Telefon des Windes bitte nicht im Rahmen von Tourismus besucht werden sollte. Es solle denen vorbehalten sein, die wirklich damit mit jemanden sprechen möchten, den sie verloren haben.

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Laura Imai Messina lässt ihren Roman „Die Telefonzelle am Ende der Welt“ vor einem realen Hintergrund spielen: Das Windtelefon gibt es wirklich, in einem Garten in Otsuchi in der Präfektur Iwate, in welcher, die Erdbeben- und Tsunamikatastrophe am 11.03.2011 so viele Opfer forderte. Um mit den Verstorbenen zu sprechen wird in der buddhistischen Tradition der Hausaltar – oder eben das Windtelefon im Bell Gardia – genutzt. Laura Imai Messina, gebürtig in Rom, wohnt seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Tokio. Beim Lesen bemerkt man ständig ihr Hintergrundwissen und ihr Einfühlen in die japanische Lebens- und Denkweise. In ihrem Roman beschreibt sie die sich kreuzenden Wege Yuis, die beim Tzunami sowohl ihre kleine Tochter als auch ihre Mutter verloren hat, Takeshi Futjita-San, der seine Frau und Mutter der gemeinsamen kleinen Tochter an den Krebs verlor und noch viele weitere Schicksale. Sie alle treffen immer wieder im Bell Gardia, dem Ort der besonderen Magie zusammen und begleiten sich über die Jahre bei ihrer Trauerarbeit, der aufkommenden Zuversicht und Zerbrechlichkeit, dem Versuch der Heilung der Seele. Beeindruckend und ausgesprochen einfühlsam wird die Suche nach Trost und der verzweifelten Frage, wie man mit dem plötzlichen Verlust umgehen und als Überlebender zum Lebenden werden kann, erzählt, nebenbei immer wieder Listen mit Gedanken, Eigenheiten oder Vorlieben der Protagonisten eingefügt und vieles aus dem Leben in einer japanischen Familie vermittelt. Eine wundervolle Geschichte: berührend, einfühlsam, ganz leise und doch gewaltig erzählt.

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