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Martin Becker

Die Arbeiter

Roman

(5)
HardcoverNEU
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Eine Liebeserklärung an ein aussterbendes Milieu, dessen Kinder vom großen Los träumten, aber auch mit den Trostpreisen zufrieden sind.

Manchmal lassen die Eltern die heißen Fabrikhallen hinter sich und fahren los. Mit den Kindern ans Meer, immer an die Nordsee und immer nur für ein paar Tage. Der Rest ist Plackerei: Für das Reihenhaus, für die Kinder, für ein bisschen Glück – wenigstens im Rahmen des Sparkassendarlehens. Martin Becker erzählt in „Die Arbeiter“ von einer kleinstädtischen Familie, die es nicht mehr gibt. Von zu früh gestorbenen Eltern und Geschwistern, von einem unverhofften Wiedersehen an der Küste, vom kleinen Wunder, nach dem Verschwinden der Ursprungsfamilie nun selbst Vater zu sein und einen Sohn zu haben. Die altmodischen Nähmaschinen der Mutter, der schwere Schmiedehammer des Vaters, die billig eingerichteten Ferienwohnungen und stets zugequalmten Kleinwagen aus dritter, vierter, fünfter Hand: es ist die Geschichte über eine Herkunft aus einfachen Verhältnissen, fern aller Romantik und Verklärung. Ein Denkmal für die verschwundene Arbeiterfamilie. Eine Liebeserklärung an ein aussterbendes Milieu, dessen Kinder vom großen Los träumten, aber auch mit den Trostpreisen zufrieden sind. Aktueller denn je.

»Ein schönes, wahrhaftiges Buch. Traurig und heiter, befreiend noch im Schmerz. Und zärtlich.«

Andreas Montag / Mitteldeutsche Zeitung (16. March 2024)

ORIGINALAUSGABE
Hardcover mit Schutzumschlag, 304 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-630-87740-2
Erschienen am  13. March 2024
Lieferstatus: Dieser Titel ist lieferbar.

Rezensionen

Ambivalentes Wechselspiel

Von: Thomas Lawall

31.05.2024

So einfach wie die Covergestaltung eröffnet sich dieser Roman. Die ersten Worte des Prologs weisen die Richtung. Klar, deutlich und ohne jeden Schleichweg. Die gut zweieinhalb Seiten gestalten sich formal schlicht, aber ungeheuer präzise. Eine perfekte Inhaltsangabe des gesamten Buches auf den Punkt gebracht. Gleichzeitig ist er ein Magnet in geschickter Verkleidung, der Leserinnen und Leser sofort fesselt und so schnell nicht mehr loslässt. Es ist nicht nur die prompt entstandene Neugier, sondern das plötzliche Aufflackern eigener Erinnerungen. Da möchte man doch schnell weiterlesen, um vielleicht weitere Parallelen zu entdecken. Martin(us) hat sein Ziel erreicht. Endstation Oostende. "Der Herkunft entgegen." Wobei die Familie doch eher aus dem sauerländischen Plettenberg stammt. Egal, jedenfalls passt das miserable Wetter. Spätestens am menschenleeren Strand kehren die Erinnerungen an seine Schwester Uta mit Macht zurück. Ein Treffen ist geplant und kommt auch zustande. Per Handynachricht. Zwanzig Jahre haben sie nicht mehr miteinander gesprochen, und nun treffen sie sich in einem Lokal in Belgien. Es ist ein kurzes Gespräch, mehr ein vorsichtiges Abtasten. Am nächsten Tag sehen sie sich wieder zu einem Spaziergang. Wieder bleibt die Unterhaltung oberflächlich und nicht von Dauer. Eine kurze Umarmung gibt es immerhin. Martin ist verunsichert und unzufrieden, aber Uta meint, sie hätten sich "doch gut unterhalten". Diese seltsam unwirklich wirkende Begegnung lässt Fragen offen, die allerdings später auf eine so absolut nicht erwartete Weise beantwortet werden. Allein dieser literarische Kunstgriff rechtfertigt den Kauf dieses Buches! Martin Becker erzählt, per Autofiktion, die Geschichte einer Arbeiterfamilie aus dem Ruhrgebiet. Es ist seine eigene Familie. Sein Vater, ein Bergmann, und seine Mutter, eine Schneiderin, lebten, um zu arbeiten. Etwas anderes gab es nicht, denn das schlichte Überleben stand auf der Tagesordnung. Zum Glück gab es Ratenkredite, das Versprechen der Lottofee und immerhin ein Reihenhäuschen. "Ein an Ratenvereinbarungen geknüpfter Wohlstand." Aufgewachsen im sauerländischen Plettenberg weiß der Autor sehr genau, was er da schreibt. Die Verhältnisse zu kennen hört sich anders an als Fiktion. Der Alltag in einem sogenannten bildungsfernen Milieu ist nicht unbedingt sehr abwechslungsreich und doch sieht er heute nicht alles grau in grau, wenn er den einen oder anderen wehmütigen Blick zurückwirft. "Die Arbeiter" ist aber keinesfalls ein glorifizierter Rückblick in "die gute alte Zeit". Eher ein leidenschaftliches Aufbegehren gegen das Vergessen von Menschen und einer Zeit, die es nicht mehr gibt. Martin Becker reist von einer Zeitebene in die andere und wieder zurück. Streift die Kindertage seiner Mutter, kehrt in die familiäre Situation seiner Gegenwart zurück, und findet sich als Kind in der Obhut seiner Eltern wieder. Das ambivalente Wechselspiel zeigt eindrucksvoll die mit der Vergangenheit untrennbar verbundene Gegenwart, ein Hin und Her von Ursache und Wirkung, verwebt wie ein verblassender Teppich, aber dennoch stabil wie eine vermeintlich baufällige Achterbahn, die zwischen den Zeiten und mitten durch sie hindurch ihren Weg in immer neue Richtungen lenkt. Mehr Ambivalenz ist fast nicht möglich. Und ansteckend ist sie. Das Erstaunliche ist, wie schon gesagt, dass man sich plötzlich, fast automatisch, an die eine oder andere Episode aus der eigenen Kindheit erinnert. Auch an vermeintliche Nebensächlichkeiten wie Gerüche, Geräusche und den Geschmack der Vergangenheit. „Aber man will ja immer erst dann nach Hause, wenn es nicht mehr geht.“ Wirklich zurück möchte man nicht, dorthin, wo alles gesagt war und doch nichts, dorthin, wo man stets "die Kurve raus aus dem Eigentlichen" genommen hatte, aber die Fundamente, auf denen man sich die Zukunft gebaut hat, zu vergessen, ist ebenfalls nicht möglich. Die ganzen "Weißtdunochs" im Kopf verstummen nie.

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Hervorragend erzählt

Von: schmoekerstunde

02.05.2024

Eine bewegende Erzählung über eine Familie aus der Arbeiterschicht, die in einer Kleinstadt ihr Leben bestreitet und die sich in heißen Fabrikhallen abrackern, nur um ihren Kindern ein paar Tage Auszeit an der Nordsee zu ermöglichen. Doch hinter dieser kurzen Flucht vor der harten Realität verbirgt sich eine Welt voller Plackerei und Entbehrungen. Der Roman ist geprägt von altmodischen Nähmaschinen, schweren Schmiedehämmern und billig eingerichteten Ferienwohnungen. Das Buch ist ein Denkmal für die verschwundene Arbeiterfamilie, eine Liebeserklärung an ein aussterbendes Milieu, und es ist aktueller denn je, da es die Lebensrealität vieler Menschen in unserer Gesellschaft einfühlsam und authentisch porträtiert. Hinter jedem Leben steckt eine Geschichte , die es wert ist, erzählt zu werden. Ein wunderbares und lesenswertes Buch. Danke an das Bloggerportal für die Verfügungstellung des Buches.

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Vita

Martin Becker wurde 1982 geboren und wuchs in der sauerländischen Kleinstadt Plettenberg auf. Er kommt aus einer Arbeiterfamilie aus dem Ruhrgebiet, sein Vater war Bergmann und seine Mutter Schneiderin. Er ist freier Autor für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und berichtet in Features und Reportagen unter anderem aus Tschechien, Frankreich, Kanada und Brasilien. 2007 erschien sein mehrfach ausgezeichneter Erzählband »Ein schönes Leben«, 2014 sein Roman »Der Rest der Nacht«, 2017 sein Roman »Marschmusik« und 2021 »Kleinstadtfarben«. Martin Becker lebt mit seiner Familie in Halle (Saale).

Zum Autor

Events

08. Juni 2024

Lesung beim Tag der offenen Tür der GGP Media GmbH

12:00 Uhr | Pößneck | Lesungen
Martin Becker
Die Arbeiter

08. Juni 2024

Lesung auf Burg Ranis im Rahmen der Thüringer Literaturtage

15:00 Uhr | Ranis | Lesungen
Martin Becker
Die Arbeiter

Links

Pressestimmen

»Martin Becker hat die Geschichte seiner untergegangenen Proletarier-Familie in einem großartigen Roman zusammengefasst.«

Stephan Hermsen / Westdeutsche Allgemeine Zeitung (27. March 2024)

»Martin Becker gelingt eine überzeugende Milieustudie.«

Andreas Schröter / Ruhr-Nachrichten (27. March 2024)

»Entstanden ist ein Roman, der so schmerzhaft ehrlich, so kritisch sich selbst gegenüber und dabei immer noch so humorvoll ist.«

Jakob Stärker / kultur.west (01. April 2024)

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