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Rezensionen zu
Wir bleiben noch

Daniel Wisser

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Behauptet sich

Von: Karla

02.04.2021

Manchmal hatte ich den Eindruck das Buch möchte gar nicht gemocht werden. Es will kompliziert sein, polarisieren und anecken. Nur damit es dann trotzig und gegen den Mainstream schwimmend verkünden kann: wir bleiben noch. Was so viel heißt wie: es ist uns egal, was ihr sagt, wir bleiben trotzdem. Deswegen ist dem Buch wohl auch egal, wie ich jetzt hier über es urteile. Es behauptet dennoch standhaft seine Position und das nicht zu Unrecht. Denn die Geschichte hat in seiner selbstbewussten Art auch Einiges zu bieten: charakterstarke Protagonisten, die sich nicht verbiegen lassen. Eine Meinung, die es sich nicht nehmen lässt. Und eine Handlung, die doch immer auf seine Auflösung hoffen lässt. Dabei ist das Buch launig und hat Witz. Es zeigt schonungslos und pessimistisch welche Dramen Verwandtschaft so mit sich bringen kann und beweist damit, dass es trotz seiner eigensinnigen und eigenbrötlerischen Art nicht an den Lesern vorbei lebt. Doch das Buch will sich damit nicht einschmeicheln. Ganz im Gegenteil. Es macht es mir schwer den Protagonisten ins Herz zu schließen. Er ist eine unzufriedene Person, die kaum jemanden mag und die kaum jemand mag. Die Meinung, mit der nicht hinter dem Berg gehalten wird, verlangt von dem Leser Position zu Themen zu beziehen, zu denen er vielleicht gar keine Stellung beziehen will. Gerade politische Fragen werden von dem Buch provoziert und nicht immer populär beantwortet. Und die Handlung ist lang. Ich habe mich nie wirklich gelangweilt, aber meiner Ausdauer wurde einiges abverlangt. Ich denke, das Buch hätte seine Aussage auch in weniger Worten untergebracht. Nur wäre das überhaupt nicht sein Stil gewesen. Denn dieses Buch verlangt nach Aufmerksamkeit, will Raum einnehmen, laut sein und diskutieren. Auch wenn der Leser abwinkt oder aufgibt, sagt das Buch: Ich bleibe noch. Und es erkämpft sich damit meine Anerkennung und meinen Respekt.

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Zutiefst Österreichisch.

Von: Kathrin

01.04.2021

Früher war alles besser. Oder doch nicht? Ein langsamer, ja, fast phlegmatischer Protagonist begegnet uns in der ländlichen Einöde. In der Küche der 99-jährigen Großmutter, in Gedanken bei den Geschichten und der Innenpolitik der 70er und 80er. Nicht unzufrieden, aber so richtig zufrieden auch nicht. Die Familie, so scheint es, ist ihm das Wichtigste: aber alle Probleme der Familie wurden unter den Teppich gekehrt oder zumindest niemals aufgearbeitet, es gibt Streit und bröckelnde Traditionen. So schweben der Suizid des Vaters, Lügen und der schöne Schein über allen und trüben die Wahrnehmung, bis zum Hörsturz. Und am Ende bleibt der Eindruck, das alles immer irgendwie weiter geht. Denn die schlimmen Dinge passieren, aber man zuckt mit den Schultern. Man kann suddern, aber etwas dagegen tun ... was denn schon? Nichts tun ist bequemer (oder gar gemütlich). Der Stil, die Personen, die Landschaft: Daniel Wisser hat einen zutiefst Österreichischen Roman geschrieben. Es bleibt bis zum Ende - bei allem potentiellen Drama - unaufgeregt und etwas klischeehaft.

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Die Liebe zur Cousine

Von: marielu

30.03.2021

Zum Inhalt: Victor Jarno beendet seine kinderlose Ehe mit Iris. Seine Arbeit hat er gekündigt und will nur noch von seinem Ersparten leben. Liebevoll bereitet er den 99. Geburtstag seiner geliebten Großmutter „Urli“ vor. Ein Familienfest bei dem auch seine Cousine Karoline, die erst kurzem aus Norwegen zurückgekehrt ist, ebenfalls teilnimmt. Vor der Feier verrät die Urli ihm noch wem sie ihr Haus vererbt und warum. Als gestandene Sozialdemokratin ärgert es sie genauso wie Victor das seine Mutter Irmgard und seine Tante Margarete immer mehr an dem Rechtsruck anlehnen. Schließlich waren alle in der Familie, schon seit dem Kaiserreich, Sozialdemokraten. Zwischen Victor und seiner Cousine Karoline entflammt eine Liebe, die die Familie nicht akzeptiert und als Victor nach dem Tod der Urli das Haus erbt zerbricht die Familie komplett. Meine Meinung: Das Cover mit dem Nilpferd, dem Titel und dem Farbspiel machte mich, genauso wie der Klapptext, neugierig. Der Schreibstil ist knapp gehalten oft mit wörtlicher Rede und auch mit dem Socialmedia der Nachrichtendienste gespickt. Weder zu Victor noch zu Karoline fand ich einen Zugang, beide blieben mir irgendwie unnahbar. Zu düster und bedrückend fand ich Victor, der allem Modernen entsagt und sich in dem Haus der Urli mit Karoline einigelt. Er blickt immer wieder in die Vergangenheit und ich hatte das Gefühl das eine Zukunft mit ihm nicht vorangeht. Karoline indes findet sich in dem Ort schnell zurecht und will auch die Zukunft des Ortes gestalten. Liebevoll nennt sie Victor, den letzten Sozialdemokraten. Was mich aber aufregt ist, das Victor nur jammert aber selbst nichts unternimmt. Gefallen hat mir das Zitat der Urli, die über ihre Töchter und die Menschen im Allgemeinen sagt: „Man kann doch in zwei, drei Jahren nicht einfach alles vergessen, was die Partei in hundertdreißig Jahren getan hat für die Menschen.“ Hier kann ich nur antworten: „ Im Vergessen sind wir Menschen sehr schnell“. Der Autor Daniel Wisser knüpft gekonnt das zeitpolitische Geschehen in Österreich in die Familiengeschichte ein. Nach und nach erfährt man Geheimnisse aus der Tiefe der Familie. Was mich aber ständig beschäftigt hat war die Frage, was der Autor mir mit dieser Geschichte mitteilen will? Das eine Liebe zwischen Cousin und Cousine im Rahmen der Gesetze erlaubt ist? Nun das kenne ich bereits aus meinem Umfeld. Dass die Menschen immer weiter nach Rechts rücken? Das können wir leider in allen Ländern beobachten. Bedauerlicherweise konnte mich das Buch nicht fesseln und ich hatte manchmal das Gefühl ich quäle mich durch die Seiten, zu langsam geht es vorwärts mit Victor und ich glaubte oft das er in tiefe Depressionen abstürzt. Fazit: Tiefgründige Familiengeschichte mit politischem Zeitgeschehen, die mich aber bedauerlicherweise nicht fesseln konnte

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Wir bleiben noch

Von: Neuman

28.03.2021

Das Buch hat mir gut gefallen. Daniel Wisser erzählt mit Humor eine Geschichte von vier Generationen einer Familie. Hierbei zeichnet der ein zunehmend dys­to­pisch Bild von einem Land, in dem der ungebremsten Fortschritt immer mehr zum Alptraum zu werden scheint. Der Protagonist ist Victor Jarno. Ein Wandel ist eingetreten und er, Victor, hat es nicht - wieder mal nicht kommen sehen. Als letzter Sozialdemokrat in seinen Vierzigern, dessen Familiäre Wurzeln seit eh und je im Sozialismus verankert sind, wird von diesem Wandel der Gesellschaft und dem Rechtsruck förmlich unerwartet überrumpelt. Sein Leben nimmt einen Wandel als er mit seiner aus dem Ausland heimkehrenden Cousine Karoline eine uralte - fast 30 Jahre zurück liegende heimlich Liebe - aufflammen lässt. In vielen stimmen Sie überein und fühlen sich wunderbar miteinander, doch ihr Glück droht an dem Skandal, den diese Verbindung für die Familie darstellt, schon wieder zu zerbrechen. Denn das von Victor ererbte Haus der Großmutter, in das die beiden Cousins einziehen stellt eine für die Familie fast unüberwindbare Provokation dar. Sie stehen beide vor der Frage, ob ihre Liebe in einer Welt, in der die Familienideale unterzugehen scheinen und der Zeitgeist sich gegen Sie wendet, eine Chance hat. vorsicht spoiler Das Buch ist mir viel Witz geschrieben. Die Sprache des Autors ist pointiert und er schafft es das wienerische Milieu der Sozialdemokratie sowie den mit diesem kollidierenden Zeitgeist sprachlich sehr genau und für den Leser gewinnbringend darzustellen. Ein insgesamt schön geschriebenes Buch, das auch nach dem Lesen noch nachhallt.

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Familiengeschichte, Politik

Von: TuGa

27.03.2021

Zunächst ein großes Lob für das gelungene Cover! Im Buch wird immer wieder Bezug auf das Aussterben genommen - ob Breitmaulnashorn, Sozialdemokraten oder des Protagonisten Victor selbst. Daniel Wisser erzählt in "Wir bleiben noch" eine Familiengeschichte, die von moralischen und politischen Zerwürfnissen geprägt ist. Die Spaltung der nach rechts rückenden Familienmitglieder, der Bruch durch die Beziehung von Cousin und Cousine. Und all das im aktuellen Zeitgeschehen Österreichs. Der Autor schreibt sehr pointiert und kurzweilig. Es lohnt sich, einige Sätze oder kurze Passagen anzustreichen oder sich abzuschreiben. Meiner Meinung nach ist "Wir bleiben noch" ein hervorragender, kluger Roman, der sich wunderbar in die heutige Zeit einfügt. Absolut empfehlenswert!

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"Wir bleiben noch" spielt in Österreich zu unserer Zeit. Der Protagonist Victor ist Ende Vierzig und sitzt fest: seine Ehe ist am Ende, aus dem Job ist er ausgestiegen, die Großmutter ist hochbetagt, die Mutter benötigt zunehmend seine Unterstützung und auch der Rest der politisch sehr interessierten Familie strengt irgendwie an. Einen Wendepunkt nimmt sein Leben, als seine Cousine zum 99. Geburtstag der Oma aus dem Ausland zurückkehrt. Das Buch von Daniel Wisser liest sich sehr leicht; ich habe die mehr als 400 Seiten in wenigen Tagen gelesen. Dies ist umso bemerkenswerter, da darin viele aktuelle Themen aufgegriffen werden: österreichische Politik, soziale Medien, Konsumkritik. Außerdem werden Fragen behandelt, die sicherlich vielen der Generation von Victor bekannt vorkommen dürften. Die Suche nach dem Sinn des Lebens, vergebliche Schwangerschaften, das Älterwerden, die Pflege der Eltern usw.. Gut gefallen hat mir der flüssige Schreibstil des Autors sowie der hintergründige Humor. Auch fand ich den Einblick in die österreichische Gesellschaft interessant und unterhaltsam. Die Protagonisten werden aus meiner Sicht gut skizziert, so dass man trotz der zahlreichen Familienmitglieder nicht den Überblick verliert. Einen Punkt Abzug gibt es dafür, dass ich trotzdem mit dem Protagonisten nicht so recht warm geworden bin und seine Gedanken und Handlungen nicht immer nachvollziehen konnte. Auch hat das Buch in der ein oder anderen Passage Längen, in denen nicht viel passiert. Verzichtbar war aus meiner Sicht zudem, dass Konversationen häufig im Chatformat erzählt werden. Trotz der leichten Erzählweise hat das Buch einen durchaus traurigen Unterton, der einen nachdenklich zurücklässt. Wen das nicht stört und wer darüber hinaus Familiengeschichten mag, wird dieses Buch sicher gefallen.

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Vom Aussterben bedroht

Von: amara5

26.03.2021

Der Kärntner Autor und Träger des Österreichischen Buchpreises Daniel Wisser schreibt einer aussterbenden Spezies ein lakonisches, literarisches Denkmal: In „Wir bleiben noch“ geht er humorvoll der Historie und Gegenwart der Sozialdemokratie nach – anhand eines Lebensabschnitts des gelungen überzeichneten Protagonisten Victor Jarno: Mitte 40, kinderlos, standhafter Sozialdemokrat und in einer Beziehung mit seiner Cousine. Mit letzterem webt Wisser auch wie in seinem letzten Werk ein gesellschaftliches No-Go ein und auf welche Intoleranz sowie Anfeindungen das Paar stößt. Victor ist frisch in Trennung von seiner Noch-Ehefrau, der Kinderwunsch blieb unerfüllt und die Zeichen der Zeit wie WhatsApp, SUVs, Handys, E-Bikes und Online-Konten nerven ihn genauso wie der politische Rechtsruck in der Gesellschaft und eigenen Familie. Begeisterung und Flucht aus der Realität findet er in historischen Geschichten der Vergangenheit und seiner alten Familiengeschichte. Als seine adrette Cousine Karoline auf einem Familienfest auftaucht, blitzt die alte Liebe wieder auf – sie werden ein Paar und ziehen in das Haus der verstorbenen Großmutter Urli in die ländliche Provinz Heiligenbrunn. Nicht nur Victor als Erbschaftsfolge entzürnt die Verwandschaft – die Liebesbeziehung zwischen Cousin und Cousine entfacht schieren Missmut, moralische Empörung und Kämpfe. Per Anwalt wird um das Haus gestritten, derweil denken Victor und Karoline sogar an Nachwuchs: die Sozialdemokraten dürfen nicht Aussterben wie das Breitmaulnashorn. Zu zweit vereinsamen sie zwar etwas in dem Haus, finden aber immer mehr Nähe als Paar und Freude an der Isolation – das ist wunderbar herausgearbeitet. Daniel Wisser hat einen sehr unterhaltsamen und hochaktuellen Roman mit politischem Zündstoff geschrieben – wie die eigene Familie entwickelt sich die österreichische Innen-Politik nicht nach Victors Vorstellungen. Die Beziehung der beiden ist auch ein romantischer Akt der Rebellion und mit sehr schlagfertigen, subtil humorvollen Dialogen gestaltet, die auch öfters als Emoji-starke WhatsApp-Chats dargestellt werden. Mit viel Wortwitz, trockenem Humor, historischen Rückblicken und Empathie legt Daniel Wisser mit seinem neuen Roman präzise der Gesellschaft den Finger auf die Wunde. Und die Schwere der Themen zwischen Generationenkonflikten, Familiendrama, Liebesgeschichte und aktuellem politischen Gegenwartsbefund wird präzise durch den geistreichen, feinfühligen Witz aufgefangen. Und schlussendlich mit einer klugen Persiflage auf den modernen Kommunikationsstil in neuen Medien.

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Mit scharfen Blick und viel Humor berichtet Daniel Wisser nicht nur vom Bröckeln einer Familienfassade , sondern erzählt dabei auch beiläufig wie es zu dem gegenwärtigem Rechtsruck im Staate Österreich kommen konnte. Das Buch ist leichtfüßig geschrieben, klug und sehr unterhaltsam. Unbedingt lesenswert!

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